AktuellesExponat des Monats

Januar 2020

Höhensonne/Heimsonne „Original Hanau Soliput S 30“

In der dunklen Jahreszeit, wenn der Sonnenaufgang viel zu lange auf sich warten lässt und der Sonnenuntergang viel zu früh dran ist, fällt es manchmal schwer, nicht in eine sogenannte „Winterdepression“ zu verfallen. Graue Tage ohne nennenswerte Sonneneinstrahlung bedeuten meist auch einen Mangel an dem für den Menschen so wichtigen Vitamin D. In sonnige Gefilde zu verreisen, wäre sicherlich eine Option, um dem Wetter und seinen unerwünschten Nebenwirkungen zu entfliehen. Allerdings ist diese Möglichkeit in den meisten Fällen oft nicht für länger als ein paar Wochen am Stück realisierbar. Das Zuführen von medizinischen Ergänzungspräparaten ist eine andere Möglichkeit, auf die allerdings auf Dauer nicht zurückgegriffen werden sollte und die vor allem auch keine Lösung für das Problem der schon genannten „Winterdepression“ bietet. Lange Zeit, bevor die moderne Wissenschaft aufgrund diverser gesundheitlicher Risiken davon abriet, war der Gang ins Solarium das Mittel der Wahl. Neben der Sommerbräune wurde innerhalb weniger Minuten auch ein Wohlfühleffekt für’s eigene Gemüt herbeigezaubert.

Als therapeutisches Mittel mit gern gesehenem Zusatzeffekt beginnt die Geschichte des Solariums mit der sogenannten „Höhen-“ oder „Heimsonne“, eine Apparatur mit Quarzlampe zur Erzeugung von UV-Strahlung. 1899 konnte der Chemiker Richard Küch erstmals mit dem Schmelzen von Bergkristall lichtdurchlässigen und hitze- sowie säurerestistenten Quarzkristall herstellen – die wichtigste Grundlage bei der Konstruktion einer solchen „künstlichen Sonne“. Auf das Jahr 1904 datiert das erste Patent zu der Apparatur, die ab 1911 zum Publikumsschlager der Firma Heraeus (gegründet 1851 in Hanau) wird. Ihre Produktion wird – in immer neuen Modellen – bis in die 1970er Jahre fortgeführt, noch heute bietet der Hersteller technischen Support an.

Die hier vorgestellte „Original Hanau Soliput“, eine für den platzsparenden Hausgebrauch zusammenklappbare, elektrisch betriebene Heimsonne, stammt aus den 1950er Jahren und damit auch aus der Zeit des deutschen Wirtschaftswunders. Gebräunte Haut wurde nicht länger als Erkennungsmerkmal der einfacheren Bevölkerungsschicht kritisiert, sondern als Zeichen von Vitalität und Gesundheit gewertet – und natürlich als Zeichen wirtschaftlichen Wohlstandes. Sie konnte darauf hindeuten, dass man sich Fernreisen oder aber zumindest eine eigene Höhen- oder Heimsonne daheim leisten konnte. Als eingetragene Marke „Original Hanau“ (siehe Abbildung) firmierte die Höhensonne bereits ab den 1920er Jahren. Und es dauerte nicht lange, da wurde aus dem medizinischen Gerät ein gern genutzter kosmetischer Artikel für den eigenen Haushalt und ein überaus beliebtes Lifestyle-Produkt.

Das Exponat des Monats kann beispielsweise am kommenden Museumssonntag, den 12.01.2020 im 1. OG besichtigt werden. Das Museum ist nach mehrmonatiger Sanierungsphase seit 07.01.2020 wieder für Besucher geöffnet.

 

Quellen/zum Weiterlesen:

„Strahlende Schönheit – die Heimsonnen der Sammlung Meyer“: http://www.deutsches-kunststoff-museum.de/rund-um-kunststoff/textbeitraege/info/strahlende-schoenheit-die-heimsonnen-der-sammlung-meyer/schoenheiten/

„Erfinder der künstlichen Höhensonne wird 150 Jahre“: https://www.original-hanau.de/news/presse/detailansicht/article/erfinder-der-kuenstlichen-hoehensonne-wird-150-jahre-1.html

„Künstliche Höhensonne erstrahlte vor 100 Jahren“: https://www.innovations-report.de/html/profile/profil-1832.html

http://www.industriemuseum -elmshorn.de/objekt-monat-dezember-hoehensonne-hanau/

Text: Antonia Krihl

Foto: Museum der Stadt Lennestadt