Exponat des Monats

August 2016

100 Jahre alte Honigschleuder
100 Jahre alte Honigschleuder

 

Um diese Jahreszeit sind nun fast alle Bäume und Sträucher abgeblüht. Die Zeit der Honigernte ist gekommen. Der Imker holt die Honigschleuder hervor, reinigt sie und beginnt mit der Arbeit. Vor rund 100 Jahren hatte in unserer Region fast jeder Bauer neben seiner Landwirtschaft auch noch eine eigene Bienenzucht. Die Imkerei war wohl eine liebe Beschäftigung, die hauptsächlich der Eigenversorgung diente.

Das Museum der Stadt Lennestadt stellt ein altes Gerät, das der Honiggewinnung diente, heute als „Exponat des Monats August“ in den Vordergrund. Es ist eine Honigschleuder, die sicher fast 100 Jahre zählt. Das Gerät ist eine Leihgabe des Heimat- und Verkehrsvereins Grevenbrück e.V.
Die Geschichte der Imkerei ist eng mit der Geschichte der Menschheit verbunden. Seit Jahrtausenden werden Bienen (niederdeutsch: Immen) wegen ihrer Produkte wie Wachs und Honig vom Menschen genutzt und gehalten.
Honigbienen sind auch heute noch Wildtiere, die einer Betreuung durch den Menschen eigentlich nicht bedürfen. Ursprünglich bevorzugten sie zum Errichten ihres Wabenbaus Hohlräume in Bäumen. Zunächst wurden dabei in Mittel- und Osteuropa Bienenvölker in hohlen Baumstämmen abgeerntet. Aus der gelegentlichen Honigsuche entwickelte sich die Tätigkeit des Zeidlers, des Honigsammlers mit Waldbienenhaltung. Später wurden die betreffenden Baumstücke herausgeschnitten und an einem günstigeren Standort, wie z. B. im Hausbereich, aufgestellt. Damit war die sogenannte Klotzbeute geschaffen.
Die Geschichte der modernen Imkerei begann im 19. Jahrhundert mit der Umstellung von der Klotzbeuten- und Korbimkerei zur Kastenimkerei mit beweglichen Waben, die sich zur heute weitverbreiteten Magazin-Imkerei entwickelt hat. Viele Erfindungen veränderten die Imkerpraxis grundlegend. Das war zunächst die Erfindung von beweglichen Holzrähmchen 1853 durch Baron August Freiherr von Berlepsch. 1858 führte Johannes Mehring die Mittelwand aus Bienenwachs ein, was den Bau von Bienenwaben beschleunigte. Die von Major Franz Edler von Hruschka 1865 vorgestellte Zentrifugal-Honigschleuder erleichterte die Gewinnung des Honigs. Die Idee, die Zentrifugalkraft zu nutzen, war so einfach und genial, dass sich unmittelbar darauf viele Bastler unter den Imkern ans Werk machten, um ebenfalls die unterschiedlichsten „Honigentleerungsmaschinen“ zu konstruieren. Der hessische Imker Karl Buß entwickelte eine Freischwung-Honigschleudermaschine. Er ließ sie sich am 14. Januar 1899 beim kaiserlich-königlichen Patentamt Wien patentieren. Das „Lebendige Bienenmuseum Knüllwald/Hessen“ hat dem Autor bestätigt, dass es sich bei der präsentierten Honigschleuder um solch eine von Karl Buß entwickelte Honigschleudermaschine handelt. Sie war bis in die 1950er Jahre in Gebrauch.

Die vorgestellte Schleuder ist eine 2-Waben-Schleuder. Sie steht auf drei eisernen Füßen. In die zwei sich gegenüberstehenden Gitter wurde jeweils eine Wabe eingelegt. Durch Drehen an einer Kurbel – es war sogar eine Geschwindigkeitsübersetzung gegeben – brachte der Imker die Gitter in eine rotierende Bewegung. Durch die Zentrifugalkraft wurde so der Honig an die hinter den Gittern befindlichen Auffangbleche geschleudert, ohne dass dabei die Wabe zerstört wurde. Er floss an der Innenseite des Blechs herab auf den emaillierten Boden der Schleuder, von dort über einen Ausguss durch ein darunter gestelltes Honigsieb und schließlich zum Auffangen in ein Gefäß. Bei später entwickelten Honigschleudern wurde ein Kessel rings um die Gitter gebaut und darüber ein Deckel gesetzt, um ein Herausspritzen des Honigs zu verhindern.

Zu sehen ist diese historische Honigschleuder im Museum der Stadt Lennestadt am Sonntag, den 07. August 2016, von 14 -17 Uhr. An diesem Sonntag wird im Museum auch eine „Offene Führung“ um 15 Uhr angeboten. An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -18 Uhr geöffnet. Der Eintritt in das Museum ist frei.

Text und Foto: Walter Stupperich