Exponat des Monats

August 2025

Wanderstock, Bambus, 19. Jh.

 

Wandern und Sauerland, diese Kombination ist für Sauerländerinnen und Sauerländer, aber auch für Touristinnen und Touristen eigentlich untrennbar miteinander verbunden. Die oft wildromantische Landschaft in Südwestfalen lockt seit jeher mit Bächen und Flüssen, schroffen Fels- und Steinformationen, bewaldeten Hügeln und Bergen. Auch die sich durch klimatische Bedingungen und zunehmende Trockenheit verändernde Landschaft mit weniger Bewaldung und mehr Farbtupfern wie Ginster, Fingerhut und Heidekraut, tut der Begeisterung bei Besuchen im Sauerland keinen Abbruch.

Dass sich ausgerechnet hier Anfang des 20. Jhs. eine der ersten Pfadfinder-Gruppierungen in Deutschland, initiiert vom Finnentroper Franz-Josef Börger, formiert, überrascht daher kaum.

Der gebürtig aus Bausenrode stammende Börger (1864-1953) war in London mit der sich seit 1907 entwickelnden Pfadfinder-Bewegung, ausgehend vom Engländer Robert Baden-Powell, in Kontakt gekommen. Nicht zuletzt deshalb, weil er selbst schon einige Zeit begeisterter Anhänger der seit Ende des 19. Jhs. bestehenden, literarisch-romantisch verklärten Wandervogel-Bewegung war, begeisterte er sich schnell für die Idee des Pfadfindertums. 1909 gründete er dann einen der ersten Pfadfinderstämme in Deutschland, noch in seinem Nachruf hieß es: „Die jungen Menschen bauen jetzt Brücken über die Weltmeere durch die Pfadfinderbewegung. Deshalb rufe ich die Jugend der Welt, mit uns unter dem Banner der Lilie, dem Symbol der Reinheit, sich auf dem Wege zum Völkerfrieden zu vereinen“

Börger war ein unermüdlich Reisender, der auf seinen zahlreichen Wanderungen durch Europa und darüber hinaus viele Bekanntschaften schloss, u.a. mit dem Begründer der Pfadfinder-Bewegung, Robert Baden-Powell, mit Karl May, mit dem ihn eine rege Brieffreundschaft verband, mit dem Dichter Friedrich Wilhelm Weber sowie dem Pädagogen Richard Schirrmann, mit dem er in der Zeit von 1909-1912 die erste Jugendherberge auf der Burg Altena gründete.

Aus der Freundschaft Börgers mit Friedrich Wilhelm Weber (1813-1894) stammt auch das Exponat des Monats August 2025 im Museum der Stadt Lennestadt. Es handelt sich um einen aus Bambusrohr gefertigten Wanderstock mit einem Absatz aus Horn, der Börger von Weber vermacht wurde. Ein Wanderstock stand vor allem im ausgehenden 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wie kaum ein anderer Gegenstand für die Tätigkeit des Wanderns. Heute sieht man weniger klassische Wander- als vielmehr paarweise verwendete Trekking- oder Walking-Stöcke aus Kunststoff oder Aluminium, doch die Grundfunktion bleibt gleich: Das Accessoire dient hauptsächlich zur Stabilisierung und Sicherung des Wandernden, vor allem auf unebenem Untergrund.

Zum Weiterlesen:

https://woll-magazin.de/der-alte-wolf-aus-bausenrode/

https://www.pfadfinden.de/bund/geschichte/

 

Text & Fotos: Antonia Krihl