Exponat des Monats

September 2012

Alte Fahne des Kriegervereins Altenhundem

 

Altenhundem steht mit der Durchführung des Kreisschützenfestes durch die Schützenvereine Kirchhundem und Oberhundem im Monat September sowohl im Mittelpunkt der Stadt Lennestadt als auch im Mittelpunkt des Kreises Olpe. Das Museum der Stadt Lennestadt wählte aus diesem Grunde eine alte Fahne aus Altenhundem als „Exponat des Monats September“. Es handelt sich dabei um die historische Vereinsfahne des damaligen Kriegervereins Altenhundem.

Im Mittelpunkt der Vereinsfahne prangt in einem Eichenkranz der preussische Adler. Darüber steht in einem aufgemalten Banner „Kriegerverein Altenhundem“ geschrieben. Auf der Rückseite der Fahne ist inmitten eines Eichenkranzes das Eiserne Kreuz abgebildet sowie Schwert und Stahlhelm. Umgeben ist das Ganze von der Aufschrift „Gehorsam, Treue, Tapferkeit sind des Kriegers Ehrenkleid“.


Fotos: Jürgen Kalitzki

Die Fahne dürfte aus der Mitte der 1920er Jahren stammen, da der abgebildete Stahlhelm erst ab 1916 bei der deutschen Armee eingeführt wurde. Ferner fehlt bei dem preussischen Adler die Krone, wie in der „Weimarer Republik“ üblich. Alle Texte und Motive dieser Fahne sind aufgemalt. An mehreren Stellen hat sich die Bemalung abgelöst. Die Fahne hat die Maße 124 cm x 107 cm.

Kriegervereine wurden vereinzelt in Deutschland bereits nach den Napoleonischen Kriegen (1792 – 1815) gegründet. Insbesondere aber nach den Kämpfen im Revolutionsjahr 1848 sowie nach den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 kam es zu einem besonderen Aufschwung von Kriegervereinen im Deutschen Reich. Sie waren ursprünglich aus Gründen der Geselligkeit gegründet und weitestgehend neutral und parteipolitisch unabhängig. Seit den 1880er Jahren wurden aber auf Grund der Bemühungen der Regierung vermehrt Sozialdemokraten und Gewerkschaftsmitglieder ausgeschlossen.

Ältester Kriegerverein im hiesigen Raum war der Verein von Oberhundem (gegr.1872). Am 11. Januar 1880 wurde dann von Kriegsveteranen der Kriegerverein in Altenhundem gegründet. Die Statuten vom 24. Februar 1880 wurden unterschrieben von Präses Sohler, Vizepräses Krüger, Rendant Engelhardt, den Protokollführern Krause und Arnoldi sowie den Beigeordneten Griffel und Waechter (aus dem Aktenbestand des Gemeindearchivs Kirchhundem, Teil I, Nr. 415). Der Verein hatte zum Zweck, „die Liebe für Koenig und Vaterland zu erhalten und zu beleben, sowie den militärischen Geist durch kameradschaftliche Vereinigung zu heben und zu kräftigen, den verstorbenen Mitgliedern….. das letzte Geleit zu geben und schließlich den Mitgliedern im Sterbefalle eine Geldbeihülfe an deren Hinterbliebene zu leisten“. Dem Kriegerverein Altenhundem war es lange Zeit als einzigem Verein dieser Art im Amt Kirchhundem gestattet, eine Fahne zu führen, denn dies war an bestimmte Bedingungen gebunden. Dem Verein wurde mit Schreiben vom 24. Februar 1893 des Amtes Kirchhundem bekannt gegeben, dass die Erlaubnis zur Führung einer Fahne nur dann erteilt werden wird, „wenn der Verein, abgesehen von der Erfüllung der sonst vorgeschriebenen Bedingungen, in die Vereinssatzung folgende Bestimmung aufgenommen hat: Mitglieder, welche sich durch ihr Verhalten mit dem Zwecke des Vereins in Widerspruch setzen, in Sonderheit solche, welche der Anforderung der Pflege und Bestätigung der Liebe und Treue zu Kaiser und Reich nicht entsprechen, sind aus dem Verein auszuschließen.“ Diese mit solch strengen Bedingungen verliehene Fahne wurde „..von Sr. Majestät durch allerhöchste Kabinettsorder am 1. November 1882“ dem Verein geschenkt. Die vom Museum der Stadt Lennestadt heute präsentierte Vereinsfahne dürfte somit die zweite Fahne des Vereins sein.

Die Mitgliederzahl des Kriegervereins belief sich im Jahre 1905 auf 184 Personen, die hauptsächlich aus dem Kreis der Eisenbahnbeamten kamen. Im Jahre 1911 beantragte der Kriegerverein Altenhundem die Errichtung eines Schießstandes. Der Gräfl. von Fürstenberg’sche Revierförster F. Niehaus  gab hierzu am 6. Mai 1911 eine positive Stellungnahme ab.

Unter den Gründungsmitgliedern des Kriegervereins von 1880 befanden sich auch einige Tambouren und Hornisten. Diese formierten sich unter der Stabführung von W. Feuerhake zum ersten Altenhundemer Spielmannszug. Das Tambourkorps stand nicht nur dem Kriegerverein zur Verfügung, auch bei örtlichen Schützen- und Turnerfesten wurde musiziert. Im Jahre 1933 wurden die Kriegervereine aufgelöst. Das Tambourkorps des Kriegervereins schloss sich daraufhin der Freiwilligen Feuerwehr an. 1951 trat das Tambourkorps dem Schützenverein Altenhundem e.V. bei, dem es auch heute noch angegliedert ist. Über den Tambourkorps Altenhundem hat sich somit ein Ableger des 1880 gegründeten Kriegervereins Altenhundem in die heutige Zeit gerettet.

Zu sehen ist die alte Vereinsfahne des Kriegervereins Altenhundem im Museum der Stadt Lennestadt am Sonntag, dem 02. September 2012, von 14 -17 Uhr. An diesem Tag ist auch die Handarbeitsstube im Museum geöffnet. Es wird gewebt, die Spinnräder surren und alte Handarbeitstechniken werden vorgeführt.
Auch während der wöchentlichen Öffnungszeiten ist das „Exponat des Monats“ zu besichtigen und zwar dienstags von 9 -12 u. 14 -16 Uhr und donnerstags von 9 -12 u. 14 -18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist frei.                                                                 Text: Walter Stupperich