Exponat des Monats

Februar 2014

Livree eines Kammerdieners vor 100 Jahren

 

Die erste Sonderausstellung des Museums der Stadt Lennestadt im neuen „Kultur-Bahnhof“ in Grevenbrück ist kürzlich eröffnet worden. Sowohl die Ausstellungseröffnung am 19. Januar als auch die nachfolgenden Öffnungstage des Museums zeigten das große Interesse in der Bevölkerung. Die Ausstellung steht unter dem Titel „störig! Kleidung und Mode im Sauerland 1870 – 1970“ und ist bis zum 15. Juni d.J. zusehen. Bei dieser Ausstellung dreht sich alles um historische Bekleidung, angefangen vom Festkleid einer Sauerländer Reidemeister-Gattin aus den 1870er Jahren bis hin zum Minirock von 1971.

Auch das „Exponat des Monats Februar“ widmet sich dem Thema der Sonderausstellung. Präsentiert wird eine Kammerdiener-Livree aus der Zeit um 1900. Zu sehen sind die jeweiligen „Exponate des Monats“ nach wie vor im Alten Amtshaus des Museums der Stadt Lennestadt.

Die vorgestellte Kammerdiener-Livree ist eine Leihgabe des Grafen von Spee vom Gut Ahausen. Üblicherweise wurde die Livree vom jeweiligen Dienstherrn zur Verfügung gestellt, als auf seine Kosten geschneidert. Die Livree-Mode wurde in Europa lange Zeit vom französischen Hof in Versailles bestimmt. Jede Art von Dienern, seien es Kutscher, Reitknechte oder Kammerdiener hatte eine eigene besondere Livree. Im Hause der Familie von Spee gab es seinerzeit einen Diener, der im Wechsel die Aufgaben des Lakaien (z.B. Chauffeur) und Kammerdieners (der bei Tisch bedient) übernahm.

Die präsentierte Kammerdiener-Livree ist im Frack-Stil geschnitten. Sie ist wie üblich ganz in schwarz gehalten. Der Kammerdiener-Frack hat vorne sechs Wappenknöpfe und hinten zwei Wappenknöpfe. Die Wappenknöpfe tragen das Wappen der Grafen von Spee. Die Zugehörigkeit der Bediensteten zum jeweiligen Adelshaus konnte daher immer an den Wappenknöpfen festgemacht werden. Zum eleganten, ganz aus schwarzem Tuch geschnittenen Kammerdiener-Frack gehörte natürlich auch eine entsprechende Weste. Diese zugehörige Weste aus Samtstoff ist ganz in rot gehalten. Rot ist die Wappenfarbe derer von Spee und daher auch ein Zugehörigkeitsmerkmal wie die Wappenknöpfe. Diese Attribute dienten bei größeren Feierlichkeiten, zu denen mitunter Bedienteste an benachbarte Adelshäuser „ausgeliehen“ wurden, als Erkennungsmerkmal. Die rote Weste, die hinten in grau gehalten ist, hat eine verstellbare Schnalle am Rücken und ist mit sechs versilberten Wappenknöpfen versehen. An der Vorderseite der Weste befinden sich zwei kleine Taschen, weiß-grau gestreift.

Der Kammerdiener hatte früher eine verantwortungsvolle Position im Hause. Er war für alles verantwortlich und hatte den Betrieb des Hauses zu leiten. Oft hing vom Kammerdiener das Renommé der Familie ab. Selbstverständlich musste seine äußere Erscheinung immer tadellos sein. So trug er zu seiner Livree meistens seidene Strümpfe und Lackschuhe. Auf dem Lande waren aber auch Gamaschen für den Kammerdiener üblich. Die zum Kammerdiener-Frack gehörende Hose konnte kurz oder lang sein. Sie war meistens mit goldenen oder silbernen Kniegürteln versehen. Diese Livree war noch in den 1930er Jahren in Gebrauch. Dazu trug die Dienerschaft eine dunkle Stoffhose und schwarze Schuhe.

Zu sehen ist diese über 100 Jahre alte Kammerdiener-Livree im Alten Amtshaus des Museums der Stadt Lennestadt am Sonntag, dem 02. Februar 2014, von 14 -17 Uhr. An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Text: Walter Stupperich
Foto: Museum der Stadt Lennestadt