Exponat des Monats

Mai 2015

1945: Feueranzünder „Glühauf“

Mit der Kapitulation vor 70 Jahren, am 9. Mai 1945, endete der Zweite Weltkrieg. Das Deutsche Reich existierte nicht mehr, Deutschland stand von nun an unter dem Viermächte-Status. Jetzt verkündeten die Staats- und Regierungschefs der Alliierten ihren Völkern die Nachricht vom Frieden. Für viele Menschen im weitgehend zerstörten und vom Krieg zermürbten Deutschland war dies eine Nachricht, die zwiespältige Gefühle auslöste: Erleichterung über das Ende der Kämpfe mischten sich mit Sorge um die Zukunft. Es galt nun, durch Ankurbeln der Wirtschaft Deutschland wieder aufzubauen. Aus diesem ersten Nachkriegsjahr stellt das Museum der Stadt Lennestadt ein Exponat vor, das ein Elektromeister aus Kirchhundem erfand und sofort mit großem Erfolg produzierte: den elektrischen Feueranzünder „Glühauf“.

Gleich nach Ende des Zweiten Weltkrieges hatte der aus Hofolpe gebürtige Elektromeister Aloys Mennekes das Glück, nach Hause zurückzukehren. Bereits im Jahre 1935 gründete er im Elternhaus in Hofolpe eine Elektrikerwerkstatt. Anfangs arbeitete er mit zwei Lehrlingen im Betrieb. Ab 1937 verkaufte er in einem angemieteten Laden in Kirchhundem verschiedene Elektroartikel. Beliefert wurden die Kunden mit dem Motorrad. Nach Rückkehr aus dem Kriege reparierte Mennekes zunächst durch Kriegseinwirkungen zerstörte Stromleitungen.

Foto: © Museum der Stadt Lennestadt

In jenen ersten Nachkriegsmonaten waren Streichhölzer Mangelware. Aloys Mennekes hatte eine Idee und entwickelte einen elektrischen Feueranzünder mit Wandbefestigung. Er bestand aus einer Glühspirale mit elektrischem Anschlusskabel. Bei Feuerbedarf musste ein dünner Papierstreifen durch einen kleinen Spalt an den Glühkörper gehalten werden. Der Hebel des Gerätes war dann so lange zu drücken, bis das Papier brannte.

Mennekes nannte diesen Feueranzünder „Glühauf“ und produzierte in der angemieteten Schützenhalle in Kirchhundem. Die erforderlichen Drehbänke, Stanzen und Bohrmaschinen hatte Mennekes schon Ende 1945 günstig erworben und unter großen Schwierigkeiten nach Kirchhundem bringen lassen. Bald arbeiteten 39 Mitarbeiter bei dem jungen Unternehmen. Im Volksmund erhielt dieser Feueranzünder den Namen „Fidibus-Anzünder“. Die zuerst kuriose, dann aber sehr praktische Idee von Aloys Mennekes, der sich seine Erfindung patentieren ließ, war ein Verkaufsschlager. Verkauft wurde das relativ kleine Gerät (110 x 90 mm) für 9,90 Reichsmark.

Der heute vom Museum der Stadt Lennestadt präsentierte elektrische Papieranzünder „Glühauf“ ist eine Schenkung an das Museum. Er war seinerzeit installiert im ehemaligen Gasthof Molitor in Grevenbrück.

Schon lange vor der Währungsreform war Aloys Mennekes klar geworden, dass die Fabrikation von „Glühauf“ und anderen kleinen Elektroartikeln beim Ende der Inflation ohne Chancen sein würde. Dann war es mit dem Glühdraht vorbei. So plante er vorsorglich ein neues Programm. Im Jahr 1947 wurde auf dem heutigen Werksgelände in Kirchhundem ein eigenes Fabrikgebäude erbaut. 1948 zog die gesamte Firma ins neue Werk. In einer eigenen Alu-Gießerei wurden zum ersten Male Steckvorrichtungen aus einem Stück hergestellt. Der Handwerker war ein erfolgreicher Unternehmer geworden.

Als 1976 der Firmengründer Aloys Mennekes starb, wurden 250 Mitarbeiter beschäftigt. Die Söhne Dieter und Walter übernahmen das Unternehmen. Seit 1992 ist Walter Mennekes Allein-Eigentümer und persönlich haftender Gesellschaft der Firma Mennekes Elektrotechnik GmbH & Co.KG. Das Unternehmen ist inzwischen Marktführer für Stecksysteme im Industriesektor geworden. Weltweit werden über 1.000 Mitarbeiter beschäftigt. Neben der Gemeinde Kirchhundem befinden sich weitere Produktionsstätten im Erzgebirge, in China und den USA. Die Mennekes-Gruppe erwirtschaftete im zurückliegenden Geschäftsjahr einen Umsatz von über 130 Millionen Euro.

Text: Walter Stupperich

Zu sehen ist dieses originelle Produkt der ersten Nachkriegsmonate im Alten Amtshaus des Museums der Stadt Lennestadt am Sonntag, dem 03. Mai 2015, von 14 -17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -18 Uhr geöffnet. Der Eintritt im Alten Amtshaus ist frei.