Exponat des Monats

Mai 2010

 

 Wasserstandsmelder
von 1893


Ein vor über 115 Jahres erbautes Messinstrument, konstruiert und hergestellt von einem Grevenbrücker Bürger, stellt das Museum der Stadt Lennestadt als „Exponat des Monats Mai“ der Öffentlichkeit vor. Es handelt sich bei diesem wertvollen Exponat um das Zeigerwerk eines elektrischen Wasserstands-Fernmelders.

Der im Jahre 1893 von dem Elektrotechniker Franz Josef Gabriel, Grevenbrück, hergestellte elektrische Wasserstands-Fernmelder diente der Meldung des jeweiligen Wasserstandes eines Reservoirs, etwa in einem Wasserwerk, an eine entfernte Stelle z.B. an ein Büro oder ein Pumpwerk. Die vorgestellte Anlage konnte Wasserstände in den Bereichen von 0 bis 3 Meter messen. Leider fehlen jetzt bei diesem alten Messinstrument die für das Funktionieren erforderlichen technischen Zusatzgeräte wie Gewichte, Batterien etc. Trotz des Fehlens dieser Teile bleibt das vorgestellte Messinstrument ein hervorragendes Zeugnis eines großen Erfindergeistes. „Patentirt im Deutschen Reiche vom 7. Mai 1893“ heißt es in der Patentschrift des Kaiserlichen Patentamtes über diesen Wasserstands-Fernmelder vom 18. Dezember 1893.

Das Ziffernblatt dieses Messinstrumentes trägt den Namen des Konstrukteurs und Erbauers dieses Gerätes: Franz Josef Gabriel, Grevenbrück. Dieser wurde am 4. August 1863 in Helden geboren, er heiratete Josepha Plümper. Aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor. Franz Josef Gabriel erlernte in jungen Jahren die Uhrmacherei und war ein Künstler seines Fachs. Wie am 14. Januar 1941 das „Sauerländische Volksblatt“ auf Grund seines Todes am 9.1.1941 berichtete, wurde ihm auf Grund einer besonderen hochqualifizierten Arbeit, „nämlich einer Taschen- und Weckuhr mit astronomischer Zeitangabe, die er dem damaligen Kaiser Wilhelm I. als Geschenk zugehen ließ, das sogenannte „Künstlereinjährige“ zuerkannt“. Später wandte sich Franz Josef Gabriel der sich damals in anfänglicher Entwicklung befindlichen Elektrotechnik zu, um die er sich durch seinen Forscher- und Erfindergeist große Verdienste erwarb. Aufgrund seines 74. Geburtstages berichtet das „Sauerländische Volksblatt“ am 5. August 1936 u.a.: „Unter seiner Leitung wurden in den neunziger Jahren die meisten Ortschaften des Kreises Olpe mit elektrischen Lichtanlagen versehen. Neben all diesen Leistungen schuf er auch mehrere hochwertigen Erfindungen auf dem Gebiete der weitverzweigten Elektrotechnik“. Fast sämtliche in der Umgebung befindlichen Gemeinden, Anstalten und Unternehmen wurden nach eignen Plänen durch Franz Josef Gabriel elektrifiziert. Zeitweilig beschäftigte er bis zu 28 Personen.

 

Seinem in Grevenbrück lebenden Enkel Gerhard Gabriel, der das Wasserstandsmessgerät dem Museum als Leihgabe zur Verfügung stellte, liegen neben Schaltplänen für das Glockengeläut und für die Beleuchtung der Kath. Pfarrkirche Grevenbrück noch viele interessante Geräte und Schriftstücke vor. Gerhard Gabriel sagt über seinen Großvater: „Es ist schade, dass mein Großvater, der sich in allen Kreisen der heimischen Bevölkerung und weit darüber hinaus größter Hochachtung und Wertschätzung erfreute, letztendlich nicht den gewünschten wirtschaftlichen Erfolg erzielen konnte. Nach langer schwerer Krankheit musste er in den Wirren des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1940 sein Unternehmen schließen.“ Zu der jetzigen Vorstellung eines von seinem Großvater konstruierten und patentierten Messinstrumentes als „Exponat des Monats“ meint Gerhard Gabriel: „Es freut mich, dass meinem Großvater nach einem Leben voller Arbeit, Mühen und mancherlei Enttäuschungen doch noch einmal Aufmerksamkeit und Interesse entgegengebracht wird. Die heutige Generation weiß von diesem hochbegabten und seinerzeit sehr angesehenen Grevenbrücker Mitbürger sehr wenig oder fast nichts mehr“.

 

Zu sehen ist jetzt dieses Zeugnis aus den ersten Jahren der Elektrotechnik, hergestellt im Jahre 1893, im Museum der Stadt Lennestadt. Das Museum ist geöffnet jeden ersten Sonntag im Monat von 14 – 17 Uhr sowie dienstags von 9 -12 u. 14 -16 Uhr und donnerstags von 9 -12 u. 14 -18 Uhr. Der Eintritt ist frei.