März 2018
Handbetriebene alte Knochenmühle
Der Frühling kommt bald! Auf allen Äckern und Wiesen herrschte in früheren Zeiten Hochbetrieb, die Bauern setzten ihre Felder und Wiesen instand. Eine der wichtigsten Arbeiten war die Düngung der Flächen, um den Ernteertrag zu steigern. Hierzu diente auch die Gewinnung von Knochenmehl. Für den Einsatz von größeren Mengen dieses Düngemittels wurden die Dienste von speziellen Knochenmühlen in Anspruch genommen. Kleine landwirtschaftliche Betriebe oder Haushalte, die nebenher als Nebenerwerb noch etwas Landwirtschaft betrieben, nutzten kleine handliche Knochenmühlen. Eine solche Knochenmühle, sicher über 100 Jahre alt, stellt das Museum der Stadt Lennestadt als Exponat des Monats März vor.
Eine Knochenmühle ist eine Mühle, die in der Regel Tierknochen mahlt oder stampft. Dieses Mahlgut wurde als organischer Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt. Knochenmühlen gibt es seit der frühen Neuzeit. Etwa seit dem Mittelalter um 1100 n. Chr. bis ins 19. Jahrhundert beherrschte die Dreifelderwirtschaft das Bild der Landwirtschaft unserer Region. Der Wechsel der Anbaufläche, ein Jahr Sommergetreide, ein Jahr Wintergetreide und dann die Brache, sollten dem Boden zur Erhaltung der Fruchtbarkeit eine Ruhepause gönnen. Die Ernteerträge waren trotzdem sehr gering. Hauptursache war der Mangel an organischem Dünger. Der Viehdung reichte nämlich gerade für die kleinen Gärten der Bauern aus. Erst seit dem beginnenden 19. Jahrhundert, als die traditionelle Dreifelderwirtschaft durch moderne agrarische Bewirtschaftung unter Einsatz von künstlichen Düngemitteln ersetzt wurde, stellte man Knochenmehl in größeren Mengen her. In Deutschland entstanden die ersten stationären Knochenmühlen zu Anfang der 1830er Jahre. Eine der wenigen noch erhaltenen Knochenmühlen steht in Finnentrop-Fretter. Hier wurden im Winter, wenn die Arbeit auf den Feldern ruhte, 30 bis 40 Zentner Knochen zu Mehl zerstampft. Ab 1900 wurde das Knochenmehl durch Kunstdünger ersetzt. Eine kurze zweite Blüte erlebten die Knochenmühlen in der NS-Zeit und während des Zweiten Weltkrieges.
Die vom Museum hier präsentierte Knochenmühle, eine Leihgabe des Heimat- und Verkehrsvereins Grevenbrück, ist ein von Hand betriebenes Gerät. Hiermit wurden vorwiegend Knochen aus Haushaltungen gemahlen, es konnten aber auch Rüben, Möhren und Kartoffeln zu splitterfreiem Kraftfutter für Schweine, Hühner usw. verarbeitet werden. Die Mühle ist auf einem stabilen Blech montiert, die zum Auffang des Mahlgutes dient. Mit zwei Zwingen befestigt man das ganze Gerät an einem Tisch. Das Mahlgut wird dann in den Füllkasten gegeben, wobei allerdings größere oder stärkere Knochen vorher bereits zerkleinert werden mussten. Mittels eines Schiebers wird dann das Mahlgut gegen die Fräswalze gepresst. Diese Fräswalze wird mit einer Handkurbel gedreht. Unter ständigem Drücken des Schiebers gegen die Walze und gleichzeitigem Drehen der Handkurbel werden dann die im Füllkasten befindlichen Knochen gemahlen. Das zerkleinerte Mahlgut fällt auf das darunter befindliche Blech und kann von dort aus auf einen Behälter abgestreift werden. Ein Verstopfen, Zusetzen oder Verschmieren des Fräsers ist unmöglich, da der Fräser hohl ist. In diesem Hohlraum liegt eine lose Transportschnecke, die während des Mahlens das Mahlgut aus dem Hohlraum befördert.
Das Gerät besteht aus stabilem Eisen und Eisenblech. Die ganze Maschine hat ein Gewicht von 5 kg. Die Arbeitslänge des Fräsers beträgt 10 cm und der Durchmesser 4,5 cm. Der Füllkasten hat die Maße 9,5 x 10,0 cm. Ein seitlich am Bodenbrett angebrachtes Metallschild trägt die Gravur „Original-GEMÜBA, Knochen- und Rübenmühle“, dazu die Angaben „Md.G. 36 (D.R.P.)“. Die Kurzbezeichnung GEMÜBA weist auf die erloschene Herstellerfirma Gerd Müller in Barmen hin. Informationen über die angegebene Patentschrift waren nicht beizubringen.
Zu sehen ist dieses über 100 Jahre alte hauswirtschaftliche Gerät
im Museum der Stadt Lennestadt
am Sonntag, den 04. März 2018, von 14 -17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -17.30 Uhr geöffnet.
Der Eintritt in das Museum ist frei.
Foto und Text dieses Exponates sowie alle früher vorgestellten „Exponate des Monats“ kann man sehen und lesen auf den Internetseiten der Stadt Lennestadt unter: http://www.lennestadt.de/Leben-Wohnen/Kultur/Museum-der-Stadt-Lennestadt/Exponat-des-Monats/Aktuelles-Exponat-des-Monats
Text: Walter Stupperich
Foto: © Museum der Stadt Lennestadt