AktuellesExponat des Monats

Januar 2019

Gusseiserner Leuchtofen „Krakatao“, ca. 1883-1910, nach amerikanischem Vorbild

Weil der Ofen noch bis zur flächendeckenden Einfüh­rung der Zentralheizung in den 1970er Jahren und be­sonders in den Übergangs- und Wintermonaten unange­fochtenes Herzstück jedes Hauses gewesen sein dürfte, widmet das Museum der Stadt Lennestadt im Januar einem besonderen Modell eine eigene Kurzbiographie: Exponat des Monats ist ein gusseiserner Leuchtofen nach amerikanischem Vorbild, der angesichts seines prächtigen Aussehens wohl einen repräsentativen Platz in einer guten Stube gehabt haben wird.

Der Name „Leuchtofen“ rührt daher, dass man erstmals Glimmerblätter als Einsatz für die Fensteröffnungen des Gerätes verwendete. Glimmer, ein Mineral, das man leicht in schmale transparente Schichten spalten konn­te, ist sehr hitzebeständig: Es kann Temperaturen von über 600 Grad Celsius standhalten. Mittels der neuarti­gen Technologie eines solchen Leuchtofens gewann man bei Dunkelheit deutlich mehr Licht und Wärme, die man durch Ventile regulieren konnte. Durch die größe­ren Sichtfenster war außerdem eine bessere Kontrolle des Brennmaterials von außen möglich.

Die Erfindung des Leuchtofens geht auf den Amerikaner Eliphalet Nott zurück, der zwischen 1819 und 1833 mehrere Patente auf effektive Heizkörper anmeldete, unter anderem einen „Anthracite coal stove, vertical grate combining the sash therewith for mica, and inlet for fuel“ („Anthrazitofen mit vertikalem Rost, kombiniert mit Fensterflügeln mit Glimmer und einer Einlassöffnung für Brennmaterial“) am 29. Juni 1833.

In deutschen Gießereien wurden Leuchtöfen nach amerikanischem Vorbild ab ca. 1875 gefer­tigt. Hersteller waren z. B. Riessner (Nürnberg), Gienanth (Eisenberg), die Gewerkschaft Ei­senhütte Westfalia (Lünen), Gebr. Buderus (Lollar) sowie Junker und Ruh (Karlsruhe).

Aus den Beständen des Museums der Stadt Lennestadt stammt das Modell „Krakatao“, ver­mutlich hergestellt zwischen 1883 und 1910. Über Privatverkäufe gelangte der Ofen zunächst von Littfeld nach Altenkleusheim und von dort in die Sammlung des Museums der Stadt Lennestadt. Technisch gesehen handelt es sich bei dem Gerät um einen Dauerbrand- bzw. Unter-brandofen, bei dem das jeweilige Brennmaterial von oben nach unten abbrennt. Ein solcher Heizofen war – wie der Name schon andeutet – für den Dauerbetrieb geeignet. Über dem Fußsockel hat er vorn und an beiden Seiten doppelflügelige Sichtfenster, über die man Korb-und Schüttelrost erreichen konnte. Darunter befindet sich der Behälter für die verbleibende Asche. Seitlich angebracht sind zwei Fußstützen, mittels derer kalte Füße schnell warm geworden sein dürften. Das Kopfteil verjüngt sich nach oben in ein pokalartiges Schmu­ckelement. Dieses konnte man samt der kompletten Haube an einem mittig angebrachten Knauf zur Seite wegdrehen, um Kohle in den Ofenschacht nachzufüllen.

Der Ofen ist rundum mit aufwendiger Zierornamentik versehen. Besonders auffällig sind zwei Details: Zum einen die im oberen Bereich des Ofens vorne angebrachten Tierdarstellungen, zum anderen die metallene, ebenfalls vorn befindliche Namensplakette „Krakatao“. Die bei­den Tiere, eine mit den Flügeln schlagende Taube mit offenem Schnabel und Zweig und eine um einen Ast gewickelte Schlange mit aufgerissenem Maul, stehen einander gegenüber. Oft verbindet man mit solchen Darstellungen die Elemente Himmel (Vogel) und Erde (Schlange), ein lange tradierter, christlicher Dualismus. Naheliegend ist also eine Deutung der Motive im biblischen Kontext. Die Namensplakette verweist höchstwahrscheinlich auf die Naturkata­strophe um die indonesische Insel Krakatau, die 1883 durch einen spektakulären Ausbruch dreier Vulkane fast vollständig zerstört wurde und durch die weitreichenden Folgen der Erup­tion weltweit Aufmerksamkeit erregte. Die englische Schreibweise „Krakatao“ lässt nicht un­bedingt einen deutschen Hersteller vermuten, was ein Schwesternofen privater Sammler mit Namen „Redstar20“ ebenfalls zu belegen scheint. Mit der namentlichen Orientierung am Element Feuer steht „Krakatao“ nicht allein: die ersten deutschen Leuchtöfen trugen Namen wie „Vulkan“, „Phönix“ oder „Zenith“.

Interessierte Besucher können das Exponat des Monats beispielsweise am Sonntag, den 13.01.2019, in den Räumlichkeiten des Museums der Stadt Lennestadt im 2. OG. besichtigen. Ab 15 Uhr findet außerdem wieder eine offene Führung durch die Dauerausstellung statt.

Zum Weiterlesen:

Schrader, Mila: Gusseisenöfen und Küchenherde: Ein historischer Rückblick. Geschichte, Technik, Faszination. 2001.

Hammer, Walter / Michelberger, Karin / Schrem, Wilfried: Deutsche Gusseisenöfen und Her­de. 1984.

Text: Antonia Krihl

Foto: Museum der Stadt Lennestadt