Exponat des Monats

Februar 2019

Elektrisch beheizbarer Servierwagen, um 1940

Der Februar gehört nicht umsonst zu den Wintermonaten des Jahres. Oft bringt er, vor allem auch in bergigen Regionen wie dem Sauerland, einiges an Schnee mit sich. Meist sind die Temperaturen noch so frostig, dass man sich nach einem Spaziergang an der frischen Luft auf einen warmen Rückzugsort freut, gern auch mit einer Tasse Kaffee oder Tee.

Eine Kanne mit heißem Tee dürfte zu den Bestandteilen des Speiseplans zählen, die der um 1940 gebaute, elektrisch beheizbare Servierwagen aus dem Bestand des Museums der Stadt Lennestadt von der Küche ins Esszimmer, die Gute Stube oder wahlweise natürlich auch in den Aufenthaltsraum eines Hotels transportieren und dort über einen längeren Zeitraum warmhalten konnte – ganz ohne Temperaturverlust. Das Exponat des Monats Februar ist jedoch nicht nur aufgrund seiner integrierten Heizplatte besonders.

Rückseitig angebracht ist neben einem Kabel mit Stromstecker (bei diesem Modell gekappt) eine Steckvorrichtung mit Schalter. Diese verweist mit dem Schriftzug „TEMDE“ auf die von 1911 bis in die 2000er Jahre bestehende, gleichnamige Firma (kurz für Theodor Müller, Detmold). Temde nun war in erster Linie für die Herstellung von Leuchten in Verbindung mit dem Werkstoff Holz bekannt. Aber auch Sonderanfertigungen wurden produziert, so zum Beispiel für Hotels oder Gastronomiebetriebe.

Beim Thema Sonderanfertigung kommt der Servierwagen des Museums der Stadt Lennestadt ins Spiel, denn im Jahr 1935 meldete Temde in Deutschland als Patent P45 einen „Servier- oder Teetisch mit Lampe mit eingebauter Wärm- oder Heizplatte“ an, in England leicht abgewandelt einen „Dinner- oder Teewagen mit eingebauter Wärm- oder Heizplatte“.

Hinsichtlich der Funktionsweise bzw. des Bauprinzips gab es bei beiden Patenten leichte Unterschiede. So war der Tisch, der für die Produktion in Deutschland vorgesehen war, mit einer rückseitig angebrachten Lampe zum Beleuchten der Tischoberfläche versehen und die Heizplatte befand sich verdeckt als ausziehbares Element unter der Tischplatte.

Das englische Patent, nach dem der hier vorgestellte Servierwagen offenbar gebaut wurde, sah hingegen keine ausziehbare Tischplatte vor – die Heizplatte war in die Oberfläche integriert (siehe Abb. links). Und statt einer fest verbauten Lampe existierte an der Rückseite lediglich eine Steckverbindung, die andeutet, dass das Anbringen einer passenden Lampe nachträglich möglich gewesen sein könnte.

Über eine direkt unter der Wärmeplatte befindliche Glühlampe mit Reflektor konnte mittels Stromanschluss ein Aufheizen der Oberfläche und Warmhalten der darauf befindlichen Heißgetränke oder Speisen ermöglicht werden. Darüber hinaus konnte die Platte zumindest laut Patentschreiben „naturgemäss auch zum Kochen benutzt werden.“ Zusätzlichen Stauraum für Geschirr oder anderes Zubehör bot der darunter eingebaute Zwischenboden.

Im Jahr 1942 erlosch das Patent nach vorheriger Abmeldung, der Servierwagen aus dem Museum der Stadt Lennestadt wird also höchstwahrscheinlich innerhalb des Zeitraums 1935-42 hergestellt worden sein. Ins Museum gelangte er vor wenigen Jahren aus privater Hand in Lennestadt-Grevenbrück, wo er vorher bereits mindestens 50 Jahre zum Familienbesitz gehörte.

Interessierte Museumsbesucher und -besucherinnen können den Servier-wagen ab kommenden Sonntag, den 03.02., selbst in Augenschein nehmen. Wie immer am Museumssonntag wird auch die Webstube zwischen 14 und 17 Uhr geöffnet sein und Mitmachangebote bereithalten.

 

Quelle: Stadtarchiv Detmold

Text: Antonia Krihl

Foto: Museum der Stadt Lennestadt

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