Exponat des Monats

März 2019

Gepäck- und Personenwaage „Alexandra“, 1910-1915

So manches spannende Museumsstück verbringt einige Zeit im Magazin, bevor es seinen großen Auftritt hat. Im März ist es die kombinierte Gepäck- und Personenwaage der Alexanderwerk AG in Remscheid (Abb. rechts), die als Exponat des Monats des Museums der Stadt Lennestadt der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Das Modell „Alexandra“, das von 1910 bis 1915 produziert wurde, ist gleichzeitig Gepäck- und Personenwaage. Es war auf bis zu 125 kg Wiegegewicht ausgelegt und – sehr praktisch – mit einem klappbaren Ziffernblatt ausgestattet (Abb. links). Mit waagerecht stehender Position des Ziffernblattes konnte man die eiserne Waage als Personenwaage nutzen, mit senkrecht stehender Position als Gepäckwaage. Sogar in der „Sport-Variante“ mit integriertem, seitlich angebrachten „Muskelmesser“ (Abb. links) konnte man das Modell erstehen – dann für 20 statt 18 Mark und laut Prospekt von 1913 gerade auch für „Ärzte und Sportleute“ besonders interessant.Als platzsparende Möglichkeit (die Größe der Waage entspricht ungefähr einer kleinen Fußbank), Personen, Waren, aber eben auch Gepäck genau abzuwiegen, dürfte die etwa 10 kg schwere Waage im südlichen Sauerland, insbesondere entlang der Ruhr-Sieg-Strecke, in etlichen Privathaushalten gute Dienste geleistet haben. Die damaligen Eisenbahn-Verkehrsordnungen sahen nämlich ab Ende der 1920er Jahre genaue Gewichtsbeschrän­kungen fürs Handgepäck beim Personentransport vor. So setzt die staatliche Verkehrsordnung von 1928 ein Gewicht von nicht mehr als 25 kg pro Handgepäckstück und Person fest. Diese Vorgabe galt für die Wagenklassen 1-3, in der Wagenklasse 4 durften bis zu 50 kg an verschiedenen Lasten, beispielsweise auch Säcke, Körbe oder Handwerkszeug, transportiert werden.

Die „Alexandra“-Waage im Museum der Stadt Lennestadt entstammt den Beständen des Heimatvereins Grevenbrück und kann ab 03.03.2019, dem monatlichen Museumssonntag, zwischen 14 und 17 Uhr besichtigt werden. Interessierten Besucher/innen stehen wie immer Dauer- und Sonderausstellungsräume sowie die museumseigene Webstube, in der his­torisches Handwerk wie Weben und Spinnen vorgeführt wird, offen.

 

Text: Antonia Krihl

Foto: Museum der Stadt Lennestadt

 

Quellen:

Alexanderwerk AG, Remscheid

Museum der Stadt Lennestadt

Eisenbahn-Verkehrsordnung von 1908:

https://web.hs-merseburg.de/~nosske/EpocheII/dv/e2d_0102.html

Eisenbahn-Verkehrsordnung von 1928:

https://web.hs-merseburg.de/~nosske/EpocheII/dv/e2d_2301.html#P28