Exponat des Monats

August 2019

Waffeleisen mit Ofenring, Gusseisen, um 1940

Ob Kindergeburtstag oder Volksfest, vor allem im ländlichen Raum wie dem Sauerland ist das Waffeleisen bei geselligen Anlässen kaum wegzudenken. Das in ihm zubereitete süße Feingebäck, hierzulande von lockerer, knuspriger Konsistenz, gerne mit Puderzucker oder Kirschen serviert, erfreut sich seit jeher größter Beliebtheit. Keine große Überraschung also, dass sich im Depot des Museums der Stadt Lennestadt gleich mehrere Modelle des populären Küchengerätes finden.

Exponat des Monats August ist ein rechteckiges Waffeleisen mit sogenanntem Ofenring aus Gusseisen. Waffeleisen und Ofenring kann man voneinander trennen, indem man das umklappbare Waffeleisen vom Ofenring abhebt. Das Eisen wurde auf die offene Platte des Ofens aufgesetzt und konnte so je nach Bedarf mittels einer langen Eisenstange zum Einhaken gewendet werden. Das Innere des Eisens zeigt zwei rechteckige Aussparungen mit dem typischen Wabenmuster, im Format von ca. 10×12 cm, zum Einfüllen des Waffelteigs. Auf der Oberseite des Geräts ist der Schriftzug „WICK“ eingeprägt, was auf den Hersteller schließen lässt.

Interessant dürfte wohl noch der Blick auf die Ursprünge der Waffel bzw. des Waffeleisens sein. Manche Quellen nennen das 12. und 13. Jahrhundert als die Zeitspanne, ab der das Waffeleisen sich mehr und mehr verbreitete – womöglich zunächst zum Backen von Hostien im kirchlichen Raum. Die ältesten erhaltenen Waffeleisen hingegen datieren auf das 16. Jahrhundert.

Diese Tatsache deckt sich mit mehreren bildlichen Darstellungen aus derselben Zeit, beispielsweise in Hieronymus Boschs (1450-1516) „Fastnachts-Belustigung“, die unter anderem zwei einzelne rechteckige Eisen mit je einem längeren Haltegriff zum Hantieren über dem Feuer und die damit gebackenen Waffeln zeigt oder auch das Bild vom Januar aus dem Kalendarium der Domuhr in Münster (um 1540, siehe Abbildung des LWL), auf dem eine häusliche Szene vom Waffelbacken über dem Feuer zu sehen ist.

 

Zu dieser Zeit war das Backen von Feingebäck eine Tätigkeit, die aufgrund der durchaus kostspieligen Zutaten nur zu bestimmten, ganz besonderen Anlässen ausgeübt wurde. Ist die Waffel heutzutage eigentlich das ganze Jahr hindurch beliebter Bestandteil der Kaffeetafel, verschenkte man sie damals in Westfalen speziell zum Jahreswechsel oder backte sie zu Hochzeiten; das Waffeleisen gehörte oft sogar zur Aussteuer der Braut. Beim Schmied in Auftrag gegeben, konnte man je nach individuellen Vorlieben religiöse oder profane Motive, Namen oder Jahreszahlen auf das eigene Eisen prägen lassen, sodass der gestalterischen Vielfalt keine Grenzen gesetzt waren. Spätestens ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Waffeleisen größtenteils industriell aus Gusseisen gefertigt, seriell und darum meist ohne Verzierung, wie es auch bei dem diesmaligen Exponat des Monats der Fall ist. Im ländlichen Raum konnte man teils noch bis in die 1930er Jahre handgeschmiedete Waffeleisen erwerben bzw. in Auftrag geben.

 

 

Das Museum der Stadt Lennestadt ist vom 15.07. bis 05.08. personell nicht besetzt. Ausgenommen davon ist der Museumssonntag am 04.08., an dem das Museum von 14-17 Uhr geöffnet ist.

 

Quellen/zum Weiterlesen:

Ernst Thiele: Waffeleisen und Waffelgebäcke in Mitteleuropa. Oda-Verlag GmbH, Köln 1959.
Ernst Thiele: Art. Waffeleisen und Waffelgebäck. Geschichte, Stilentwicklung, Ikonographie. In: Hans Jürgen Hansen: Kunstgeschichte des Backwerks. Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg/Hamburg 1968, S. 108–124.
Pressemitteilung des LWL vom 03.04.2003: „Heiß, mit Kirschen!“ LWL zeigt in seinem Freilichtmuseum Detmold Waffeleisen und Waffeln. URL: https://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?urlID=13480

Text: Antonia Krihl
Fotos: Museum der Stadt Lennestadt