Exponat des Monats

September 2019

Schultornister, Leder, um 1940

Der September ist nicht nur der Monat mit den letzten schönen Spätsommertagen, er ist auch der Monat, in dem sich die Sommerferien in der Regel dem Ende zuneigen und die Schulzeit – besonders zum Leidwesen der Kinder und Jugendlichen – (wieder) beginnt. Wichtigstes Accessoire dabei dürfte wohl immer noch der Schulrucksack oder die Schultasche sein, früher der Schulranzen bzw. Schultornister. Einen solchen historischen Schultornister aus Leder stellt das Museum der Stadt Lennestadt als Exponat des Monats September vor.

Ab wann benötigte man denn eigentlich einen Schultornister? Ein kurzer Rückblick in die Geschichte: 1717 wurde unter Friedrich Wilhelm I., begünstigt durch aufklärerische Tendenzen, die Schulpflicht eingeführt – zunächst beschränkt auf preußisches Territorium. In katholischen Gebieten wie beispielsweise dem Sauerland, das in der Provinz Westfalen ab 1815 ebenfalls preußisch wurde, setzten sich solche reformerischen Maßnahmen nur langsam durch. Die teils sehr zäh voranschreitende Einführung der Schulpflicht hing unter anderem aber auch mit der Bevölkerung in den ländlichen Gegenden zusammen: Diejenigen, die eine bäuerliche Wirtschaft betrieben, waren meist dringend angewiesen auf die helfenden Hände der eigenen Kinder. Deren Arbeitskraft wurde auf dem eigenen Hof benötigt, eine Schulpflicht stieß demgegenüber auf Unverständnis, ging es doch um die Absicherung der eigenen Existenz.

Mit Verbreitung einer flächendeckenden, zunächst sechsjährigen Schulpflicht wurde schließlich auch der Schultornister eingeführt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde er nach dem Vorbild des beim Militär üblichen Tornisters für Schulkinder angefertigt und vermehrt genutzt – in der hier vorgestellten Ausführung bis in die 1960er Jahre. Im Gegensatz zum militärischen Tornister wurde der Schultornister allerdings nicht unbedingt aus Kalbfell oder Segeltuch, sondern meist aus braunem Leder angefertigt. Die Form war in der Regel rechteckig, die Größe dem kindlichen Körper angepasst und das Material durch einen hölzernen Rahmen oft so starr, dass Bücher und Hefte transportiert werden konnten, ohne zu knicken – unverwüstlich quasi. An der Rückseite war er mit zwei in der Länge verstellbaren Trageriemen ausgestattet. Weiterhin wurde in der Herstellung tatsächlich auch nach Geschlechtern unterschieden: eine kurze Klappe mit überkreuzenden Riemen wurde bei Tornistern für Mädchen verwendet, eine lange Klappe mit einfachen Riemen hingegen für Jungen. Im museumspädagogischen Programm „Historische Schulstunde“ des Museums der Stadt Lennestadt spielen unter anderem zwei dieser alten Tornister eine Hauptrolle. Im Verlauf der „Schulstunde“ bekommen die Kinder den Unterschied zwischen den beiden Ausführungen dann stets mit einem Augenzwinkern erklärt: die Jungen hätten eben „eine große Klappe“.

Das Exponat des Monats ist ab Sonntag, den 01.09., im Museum der Stadt Lennestadt zu sehen. An diesem Tag ist das Museum von 14-17 Uhr geöffnet. Auch am Sonntag, den 08.09., öffnet das Museum anlässlich des Tags des offenen Denkmals. Zwischen 14 und 17 Uhr ist die museumseigene Webstube geöffnet und zeigt mit Weben und Spinnen wieder historisches Handwerk.

Darüber hinaus sind auch Vorführungen mit Filztechnik geplant.

 

Quellen/zum Weiterlesen:

Anja Dilk: Die bunte Geschichte des Schulranzens. (13.03.2017) http://www.magazin-schule.de/magazin/die-bunte-geschichte-des-schulranzens/

Die Geschichte des Schulranzens. https://www.ergobag.de/schulranzen/die-geschichte-des-schulranzens/

Text: Antonia Krihl

Foto: Museum der Stadt Lennestadt