Exponat des Monats

Oktober 2010

 

 

Stempelkasten für Unfallskizzen

Durch eine Schenkung ist das Museum der Stadt Lennestadt in den Besitz eines Objektes gelangt, dass es sicher nur noch in wenigen Exemplaren gibt. Es handelt sich um einen „Stempelkasten für Unfallskizzen“. Diesen Stempelkasten, den nach unseren Recherchen selbst große deutsche Museen nicht aufweisen können, präsentiert das Museum der Stadt Lennestadt als „Exponat des Monats Oktober“.


 

(Foto: J. Kalitzki)

Der „Stempelkasten für Unfallskizzen“ war für die Bewältigung der Polizeiarbeit bei der Anfertigung von Unfallskizzen vorgesehen. Mit Runderlass des Reichsführers-SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Inneren vom 19.1.1940, veröffentlicht im „Ministerial-Blatt des Reichs- und Preußischen Ministeriums des Inneren“, 5. (101.) Jahrgang 1940, wurden einheitliche Vordrucke (R.Pol.Nr.225 bis 227) für die Bearbeitung von Verkehrsunfällen im Deutschen Reich eingeführt. Bei der Darstellung des Unfalls durch eine Skizze durften jetzt nur noch die neu angeordneten Signaturen verwendet werden. Es heißt im Ministerialblatt in Punkt. 2 u.a.: „Die Anfertigung der Skizze kann durch Verwendung von entsprechenden Gummistempel erleichtert werden“. Unter Punkt 4 heißt es in der Anordnung weiter: „Die Kosten für die Beschaffung von Stempelkästen für die Skizzenanfertiung sind von den staatl. Pol.-Behörden zu bestreiten. Den Dienststellen der Schutzpol. der Gemeinden wird die Beschaffung der Stempelkästen dringend empfohlen.“

 

Ganz offensichtlich erleichterte der Stempelkasten die Darstellung eines Unfalls und die Abbildung der räumlichen Verhältnisse bei dem Unfall, insbesondere aber die Größe und Position der Unfallbeteiligten zueinander. Bisher musste alles von Hand gemalt bzw. gezeichnet werden. Mit der Einführung der Stempelkästen konnte die Skizzierung des Unfalles deutlich beschleunigt werden. Die Symbole auf den Stempeln mit eindeutigem Charakter waren im durchschnittlichen Maßstab 1 : 200 standardisiert. Die sowohl im bezeichneten Ministerialblatt als auch im Beiblatt zum Stempelkasten dargestellten Symbole waren äußerst vielfältig. So gab es nicht nur unterschiedliche Stempel für Personenkraftwagen, Lastkraftwagen und Anhänger sondern auch für Einspännige Fuhrwerke, Zweispännige Fuhrwerke und für Langholz-Fuhrwerke. Auch separate Symbole für Fahrräder, Handwagen und Handkarren waren vorhanden. Alle gängigen Verkehrszeichen konnten mittels der neu eingeführten Stempel dargestellt werden. 

 

Wie das Deutsche Polizeimuseum in Salzkotten uns mitteilt, wurden Stempelkästen in überarbeiteter Ausführung noch bis zum Einsatz von Computern benutzt. Es ist anzunehmen, dass die Stempelkästen dann amtlicherseits wohl überwiegend entsorgt wurden und es daher in der heutigen Zeit kaum noch Restbestände gibt.              (Text: W. Stupperich)
 

Zu sehen ist dieses außergewöhnliche Exponat, mit dem sicherlich auch noch ehemalige Polizeibeamte bei der Skizzierung von Unfällen  gearbeitet haben,  im Museum der Stadt Lennestadt erstmals am
Sonntag, dem 3. Oktober  2010, von 14 -17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum geöffnet:
dienstags von 9 -12 u. 14 -16 Uhr und donnerstags von 9 -12 u. 14 -18 Uhr.

Neben der Dauerausstellung sind noch die Sonderausstellungen „Im Schatten des Krieges“ und „Lennestadt in alten und neuen Karten“ zu sehen.
Der Eintritt ist frei.

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