Exponat des Monats

Mai 2011


Ein Meisterbrief von 1920

Am 15. Mai dieses Jahres wird anlässlich des Internationalen Museumstages in den Räumen des Museums der Stadt Lennestadt eine Sonderausstellung eröffnet, die unter dem Titel „Von den Zünften zur Gewerbefreiheit – Historische Meisterbriefe im Spiegel der Zeit“ steht. Ausrichter dieser Sonderausstellung sind der Heimat- und Verkehrsverein Grevenbrück und das Museum der Stadt Lennestadt. Im Einklang mit dieser Veranstaltung präsentiert das Museum ein außergewöhnlich schönes Exemplar eines Meisterbriefes, das aus dem Jahr 1920 stammt.


(Foto: J. Kalitzki)

An diesem aufwändig gerahmte Meisterbrief ist an der Unterseite des Rahmens ein Kasten mit den zwei Meisterstücken des damaligen jungen Meisters angebracht. Der Kasten mit den Meisterstücken hat auf der Vorderseite eine Glasscheibe, durch die man einen Blick auf die zwei Meisterstücke werfen kann. Bei diesen Stücken handelt es sich um eine Schublehre und um einen Bohrapparat mit Ratsche und Vorschub. Nach Angaben von Fachleuten sind diese beiden Meisterstücke eine vorzügliche handwerkliche Arbeit und eines Meisterstücks würdig. In einer Papierrolle ist auch noch die Konstruktionszeichnung für die Schublehre enthalten.

Der Meisterbrief ist ausgestellt für Herrn Robert Schnütgen aus Kirchveischede. Der Text des Meisterbriefes lautet wie folgt:
„Laut dieser Urkunde hat auf Grund des § 133 der Gewerbe-Ordnung Herr Robert Schnütgen zu Münster, Westf., geb. am 17. August 1894 in Kirchveischede, Amt Olpe, die Meisterprüfung mit Erfolg bestanden. Er hat dadurch das Recht zur Führung des Meistertitels und die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen im Maschinenschlosser-Handwerk erworben.
Münster den 19. Mai 1920. Die Prüfungskommission für den Bezirk der Handwerkskammer Münster“;

es folgen die Unterschriften des Vorsitzenden, des ständigen Beisitzers und drei weiterer Beisitzer.

Robert Schnütgen, Lebensmittelkaufmann aus Kirchveischede, hat diesen Meisterbrief seines Vaters samt den beiden Meisterstücken dem Museum der Stadt Lennestadt als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Er ist ein Sohn des Maschinenschlossermeisters Robert Schnütgen, auf den der präsentierte Meisterbrief ausgestellt ist. Dessen Eltern waren Theodor Schnütgen aus Kirchveischede und Bertha Becker aus Förde. Robert Schnütgen, der Leihgeber des ausgestellten Meisterbriefes weiß über seinen Vater folgendes zu berichten: „Mein Vater, geboren 1894, besuchte nach der Volksschule in Kirchveischede dann die Realschule in Grevenbrück. Anschließend ging er nach Wipperfürth bis zum Einjährigen auf ein Gymnasium. In Düsseldorf absolvierte Robert dann eine Maschinenbau-Lehre. Mit 20 Jahren wurde er zum Waffendienst im ersten Weltkrieg einberufen. Nach glücklicher Rückkehr aus dem Krieg ging Robert im Jahre 1920 auf die Meisterschule in Münster und bestand dort seine Meisterprüfung zum Maschinenschlosser. Die im Zuge dieser Meisterprüfung erstellten zwei Meisterstücke wurden in unserer Familie immer sorgsam aufbewahrt. Wir ließen Meisterbrief und Meisterstücke dann in der jetzigen Form einrahmen. Nach dem Erwerb des Meistertitels kaufte sich Robert, mein Vater, einen Personenwagen. Vater war der Erste, der in Kirchveischede ein Auto besaß. Sein Führerschein ist ausgestellt am 13.03.1923. Mit dem neuen Auto begann er eine Hauderei, heute sagt man dazu Taxiunternehmen. Diese Hauderei betrieb er bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges, in den er auch wieder als Soldat ziehen musste. Im Jahre 1941 heiratete er Dorothea Epe aus Kirchveischede. Nach gesunder Rückkehr aus dem Weltkrieg eröffnete mein Vater in Kirchveischede eine Kfz.-Werkstatt, die er direkt neben dem Lebensmittelgeschäft seiner Schwiegereltern erbaute. Diese Werkstatt hat er bis Anfang der 1960er Jahre selbst betrieben. Mein Vater starb 1973 im Alter von 79 Jahren.“

(Text: W. Stupperich) 


Zu sehen sind der alte Meisterbrief und die dazugehörigen zwei Meisterstücke
im Museum der Stadt Lennestadt
erstmals am Sonntag, dem 01. Mai 2011, von 14 -17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 u. 14 -16 Uhr
und donnerstags von 9 -12 u. 14 -18 Uhr geöffnet.

Neben der Dauerausstellung ist auch noch die Sonderausstellung „Im Schatten des Krieges“ zu sehen.

Der Eintritt ist frei.