Juni 2011
Schachtisch; 1933 von
Paul Hellekes als Meisterstück gefertigt
Seit dem 15. Mai d.J. ist im Museum der Stadt Lennestadt eine Sonderausstellung zu sehen, die unter dem Titel „Von den Zünften zur Gewerbefreiheit – Historische Meisterbriefe im Spiegel der Zeit“ steht. Neben den gezeigten Meisterbriefen aus einem Zeitraum von 150 Jahren kann das Museum auch einige Meisterstücke ausstellen. Als „Exponat des Monats Juni“ zeigt das Museum das Meisterstück des Schreinermeisters Paul Hellekes, Bonzel, aus dem Jahre 1933. Es handelt sich dabei um einen Schachspieltisch mit den entsprechenden Figuren.
Der Schachspieltisch ist eine Intarsien- und Furnierarbeit aus Kirschbaum- und Nussbaumholz. In die 75 x 75 cm große Tischplatte sind die 64 Schachfelder eingelegt. Die weißen Felder bestehen aus Kirschbaum, die schwarzen Felder aus Nussbaum. Aus entsprechenden Hölzern sind auch die Schachfiguren. Der Korpus des 75 cm hohen Tisches ist aus massivem Holz hergestellt. Dieser Korpus ist komplett mit schmalen Furnierhölzern aus Kirsche versehen. Das Bemerkenswerte an dieser Furnierarbeit ist, dass die schmalen Furnierhölzer gleichmäßig rund um das Gestell herumgeführt sind. Solche Furnierarbeiten setzen ein großes Maß an handwerklichem Können voraus. Der Schachspieltisch besitzt gerundete Füße, Ablagefächer mit halbrunden Türen sowie Schubkästen zur Aufbewahrung der Schachfiguren.
Paul Hellekes (1908-2003) aus Bonzel begann 1922 seine dreijährige Schreinerlehre bei dem Vater des Grevenbrücker Kunstmalers Reinhold Bicher. Nach seiner Lehre fing er seine Gesellenzeit 1926 im Schreinereibetrieb Franz Quinke in Grevenbrück an. Dann ging er auf Wanderschaft und arbeitete in Stuttgart, Augsburg, München, Heidelberg, Leipzig, Berlin, Stettin bis hin zur Ostsee in verschiedenen Betrieben. Im Jahre 1928 kehrte er zurück und arbeitete wieder bei der Schreinerei Franz Quinke. Im Jahre 1933 besuchte er in Paderborn die Fachschule und legte dort vor der Handwerkskammer Bielefeld seine Meisterprüfung im Schreinerhandwerk ab. Als frischgebackener Meister arbeitete er wieder bei Franz Quinke.
Paul Hellekes (2.v.r.) in der Werkstatt von Franz Quinke (Foto: Familienarchiv Hellekes)
1938 macht Paul Hellekes sich dann in seinem Heimatort Bonzel mit einer Schreinerei selbständig. Im Jahre 1940 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Nach über drei Jahren in Russland kehrte er 1946 glücklich wieder zurück und führte seinen Betrieb fort. Am 22.7.1947 heiratete Paul Hellekes in der Bonzeler Kapelle Hildegard Brinkschulte. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor. Sein Sohn Raimund führt heute den elterlichen Betrieb fort.
Glückliche Umstände führten dazu, dass der Schachspieltisch die Wirren des Krieges überstand. Ein Bombenangriff auf Bonzel im Jahre 1945 ließ das Haus der Familie Hellekes in Flammen aufgehen. Fast nichts konnte gerettet werden, nur der Schachspieltisch wurde aus dem brennenden Haus gezogen. (Text: Walter Stupperich)
Zu sehen ist das alte Meisterstück im Museum der Stadt Lennestadt erstmals
am Sonntag, dem 05. Juni 2011, von 14 -17 Uhr.
Auch am dritten Sonntag im Monat, dem 19.06., ist das Museum offen.
An Werktagen ist das Museum
dienstags von 9 -12 u. 14 -16 Uhr und donnerstags von 9 -12 u. 14 -18 Uhr geöffnet.
Neben der Dauerausstellung ist auch noch die Sonderausstellung „Im Schatten des Krieges“ zu sehen.
Der Eintritt ist frei.