Exponat des Monats

Oktober 2012

Magdeburger Halbkugeln mit Vakuumpumpe

Manche ehemalige Schülerinnen oder Schüler werden sich noch aus dem Physikunterricht an Versuche mit dem heute als „Exponat des Monats Oktober“ präsentierten Anschauungs- und Experimentierstück erinnern können. Es handelt sich dabei um eine Vakuumkugel, die als Unterrichtsmittel aus den 1950er Jahren nunmehr als Leihgabe des Heimat- und Verkehrsvereins Grevenbrück vorgestellt wird.


Foto: Jürgen Kalitzki

Diese Vakuumkugel ist auch bekannt als „Magdeburger Halbkugel“. Im Sommer 1654 führte der Bürgermeister von Magdeburg, Otto von Guericke, ein Experiment auf dem Reichstag zu Regensburg durch, bei dem auch der deutsche Kaiser Friedrich III anwesend war. Guericke, ein anerkannter Naturwissenschaftler und Lehrstuhlinhaber der Magdeburger Universität, demonstrierte mit diesem Experiment die Wirkung des Luftdrucks. In diesem Experiment setzte er zwei große metallene Halbschalen mittels Dichtung und Ventil zu einer Kugel zusammen. Anschließend entzog er dem so entstandenen Hohlraum mit der von ihm erfundenen Kolbenpumpe über das Ventil die Luft. Er ließ dann mit zwei Gespannen von je 8  Pferden versuchen, diese Kugelhälften auseinander zu ziehen. Den Pferden soll es nicht gelungen sein. So stark war der Luftdruck, der nun nur von außen auf die luftleere Kugel wirkte. Erst als Herr von Guericke durch Öffnen des Ventils wieder Luft in die Kugel ließ, sprang sie plötzlich auseinander.

Das dem Museum vorliegende Unterrichtsexperimentierstück ist auf einem Holzbrett fest montiert. Wenn die zwei Kugelhälfte aufeinanderliegen, wird mit der darunter befindlichen Kolbenluftpumpe der Kugel die Luft entzogen. Zwei Ventile dienen der Be- und Entlüftung. Ist die Luft der Kugel entzogen, kann mittels des auf der oberen Kugelhälfte befindlichen Handgriffs versucht werden, die beiden Kugelhälften zu trennen. Es ist auch möglich, die Vakuumkugel von dem Holzbrett abzuschrauben und an die untere Kugelhälfte ebenfalls einen Handgriff anzuschrauben. So besteht die Möglichkeit, die fest zusammengefügte Vakuumkugel in beide Hände zu nehmen, um zu versuchen, die beiden Kugelhälften auseinander zu ziehen.

Hergestellt wurde die präsentierte Vakuumkugel von der Phywe Systeme GmbH & Co. KG. Diese Firma ist weltweit einer der führenden Hersteller von Lehr- und Lernmitteln im naturwissenschaftlichen Bereich mit Sitz in Göttingen. Das ursprüngliche Unternehmen wurde 1913 von Dr. Gotthelf Leimbach gegründet. 1940 erfolgte eine Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft. Im Jahre 1987 musste das Unternehmen Konkurs anmelden und wurde als „Phywe Systeme GmbH“ neu gegründet.

Otto von Guericke (1602 – 1686) war ein deutscher Politiker, Jurist, Naturwissenschaftlicher, Physiker, Erfinder und auch Bürgermeister. Seine wissenschaftliche Hauptleistung ist die Begründung der Vakuumtechnik. Er erfand 1649 die Kolbenvakuumluftpumpe, untersuchte die Eigenschaften des Vakuums in einer Vielzahl von Versuchen und schuf Anwendungen wie den Hebeversuch und die Windbüchse. Dabei konnte er zeigen, dass wohl Licht den luftleeren Raum durchdringt, nicht aber der Schall. Mit seinen spektakulären Experimenten, besonders 1654 auf dem Reichstag zu Regensburg, demonstrierte er die Kraft des Luftdrucks. Guericke bewies, dass Stoffe nicht vom Vakuum angesaugt werden, sondern vom Umgebungsdruck in das Vakuum gedrückt werden.                                                Text: Walter Stupperich

Zu sehen ist die hochinteressante Vakuumkugel im Museum der Stadt Lennestadt am Sonntag, dem 07. Oktober 2012, von 14 -17 Uhr.
An diesem Tag ist auch die Handarbeitsstube im Museum geöffnet. Es wird gewebt, die Spinnräder surren und alte Handarbeitstechniken werden vorgeführt. Auch während der wöchentlichen Öffnungszeiten ist das „Exponat des Monats“ zu besichtigen und zwar dienstags von 9 -12 u. 14 -16 Uhr und donnerstags von 9 -12 u. 14 -18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist frei.