Mai 2014
Eine 150 Jahre alte Flachsbreche
Seit vielen Jahren begeht das Museum der Stadt Lennestadt gemeinsam mit dem Heimat- und Verkehrsverein Grevenbrück einmal im Jahr den Aktionstag „Frauen zeigen altes Handwerk“.
Dieser Aktionstag wird am „Internationalen Museumstag“, Sonntag, dem 18. Mai 2014, im Alten Amtshaus durchgeführt. Aus diesem Anlass präsentiert das Museum der Stadt Lennestadt ein zu diesem Thema passendes Handwerksgerät als „Exponat des Monats Mai“.
Es handelt sich um eine über 150 Jahre alte Flachsbreche.
Foto: Museum der Stadt Lennestadt
Zum Brechen des Flachses verwendete man seinerzeit zumeist Flachsbrechen. Das sind Holzgeräte, die oft schön gearbeitet und reich verziert als Hochzeitsgut mitgegeben wurden.
Die vom Museum vorgestellte Flachsbreche trägt auf der Oberseite des Hebels die Initialen „K L * M M“ sowie die Jahreszahl 1860. Sicherlich wird auch dieses Arbeitsgerät einmal ein Geschenk zur Hochzeit oder zu einem anderen Anlass gewesen sein.
Flachs ist eine uralte Kulturpflanze, die neben der Ölgewinnung insbesondere aber zur Fasergewinnung angebaut wurde. Über Jahrhunderte war Flachs der Hauptgrundstoff für die Leineweberei, bevor die Baumwolle aus dem östlichen Mittelmeer immer größere Märkte eroberte. Der Leineweber blieb im Mittelalter in hohem Maße ländliches Heimgewerbe. Der Landweber baute selbst Flachs an, der im eigenen Hause versponnen wurde. Die Flachsarbeit, das Ausraufen, Riffeln, Rösten im Wasser, Auswaschen und Trocknen, Dörren, Brechen, Klopfen und Hecheln, war meist Frauenarbeit.
Die Flachsbrechen besitzen auf dem großen Hebel hölzerne Messer, die zwischen den hölzernen Schienen auf dem Holzbock auf- und niedergeführt wurden. Bei der sehr staubigen Arbeit, die nur draußen oder in einer offenen Scheune durchgeführt werden konnte, wird der Hebel mit der einen Hand auf- und abgeführt, während die andere Hand ein Flachsbündel, die sogenannte „Risse“, mittig auf die Breche legt, und dann unter schnellem Auf- und Abbewegen der Messer allmählich durchzieht. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis die harten Pflanzenteile herausgebrochen und die Fasern weichgeschlagen sind.
Der Flachsanbau ging im 19. Jahrhundert aufgrund des Aufkommens der billigeren und leichter zu verarbeitenden Baumwolle immer mehr zurück. In Deutschland ist er fast bedeutungslos, heute wird der Flachs insbesondere noch in China, Russland und Ägypten angebaut. Einen kurzen Anstieg erfuhr der Anbau während der beiden Weltkriege, als Baumwollimporte durch die politische Lage nicht möglich waren. Interessant ist hierzu ein Artikel aus der Schulchronik von Sporke aus dem Sommer 1936. In dieser Chronik ist zu lesen: „Im Sinne der „Erzeugungsschlacht“ hatten sich unsere Bauern auch beim Flachsanbau beteiligt…. Beim Reinhalten und Ausrupfen beteiligten sich sämtliche Kinder. Durch die vielen Niederschläge wurde die Ernte sehr beeinträchtigt. Das Gras hatte an vielen Stellen den gelagerten Flachs überwuchert und stark entwertet. Die Schule konnte trotzdem 495 kg abliefern.“ Ein der Schulchronik beigefügter Zeitungsartikel berichtet Folgendes: „Grevenbrück. Günstiges Ergebnis bei der Flachsablieferung. Auf dem Bahnhof Grevenbrück wurden in der vergangenen Woche vier Waggon Flachs im Gesamtgewicht von 18.610 Kilogramm verladen. Das ist jedenfalls für die sauerländischen Verhältnisse ein sehr gutes Ergebnis und zeugt von großer Einsatzbereitschaft der Landwirtschaft. Fast sämtliche Bauern in den Gemeinden Elspe, Grevenbrück und Helden haben sich an dem Flachsanbau beteiligt….“
Zu sehen ist diese über 150 Jahre alte Flachsbreche
im Alten Amtshaus des Museums der Stadt Lennestadt in Grevenbrück
am Sonntag, dem 04. Mai 2014,
und selbstverständlich am Aktionstag der Frauen,
Sonntag, dem 18. Mai, von 14 – 17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 – 12 und 14 – 16 Uhr
sowie donnerstags von 9 – 12 und 14 – 18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist frei.
Text: Walter Stupperich