Exponat des Monats

August 2008

 Ein Reiseführer aus dem Jahre 1890.

Der Monat August ist die Zeit der Ferien und des Reisens und damit auch die Zeit der Reiseführer. Das Team des Museums der Stadt Lennestadt stellt daher in diesem Monat ein Buch als „Exponat des Monats August“ vor, das man als einen Reiseführer oder eine Reisebeschreibung aus der abklingenden Zeit der Romantik ansehen kann.  

Das Buch, das dem Museum vom Stadtarchiv Lennestadt zur Verfügung gestellt wurde, trägt den Titel „Das malerische und romantische Westfalen“, geschrieben von Levin Schücking und Ferdinand Freiligrath. Die erste Auflage dieses Buches erschien 1841. Das vorliegende 431 Seiten starke Buch, die dritte Auflage, wurde seinerzeit von Ludwig Brungert neu bearbeitet und erschien im Jahre 1890 im Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn. Mit 20 Stahlstichen, 10 Lichtdrucken, 6 Autotypien und 100 Textbildern aus dieser Region ist das Buch ein wahrer Lese- und Augenschmaus. Das nur noch selten zu erwerbende Buch besticht aber vor allem durch seinen dunkelgrünen, reich geprägten, goldornamentierten und goldverzierten Original-Leineneinband. Der Buchrücken ist ebenso stark vergoldet und wirkt besonders durch seine Blumenthematik. Das Buch ist mit dreiseitigem Goldschnitt versehen.    

Begonnen hat das Werk 1839 Ferdinand Freiligrath (1810 – 1876). Zur Vorbereitung des Buches unternahm er vorher eine Reise durch Westfalen. Er kam aber dann beim Schreiben des Buches über die Einleitung und ein Gedicht über den „Freistuhl zu Dortmund“ nicht hinaus und übergab Levin Schücking (1814 – 1883), mit dem er befreundet war, den Auftrag zur Vollendung des Werkes. Annette von Droste Hülshoff  wiederum half Schücking bei diesem Projekt, indem sie Balladen und landschaftliche Prosaskizzen beisteuerte. 

Mit der Hochkonjunktur der Reiseführer, die um 1840 auch von Freiligrath den „malerisch-romantischen“ Blick auf deutsche Landschaften fixierten, wuchs aber auch zugleich das verstörende Bewusstsein eines anbrechenden neuen Zeitalters und einer durch den technischen Fortschritt und gesellschaftliche Revolutionen ausgelösten Beschleunigung des Lebens- und Zeitgefühls. Der Abschied von der Romantik war nicht mehr aufzuhalten.  

Westfalen war zu der Zeit, als Freiligrath und Schücking dieses Buch begannen, nicht das, was es heute geworden ist. Schücking schreibt in einem Vorwort über Westfalen: „Noch durch keine Eisenbahnen in den großen Weltverkehr gezogen, noch ohne die rastlos thätige Verwertung seiner großartigen Bodenschätze und seiner markigen Arbeitskräfte, war es ein stilles, wenig belebtes und auch wenig bekanntes, vielfach als unwirtlich verschrieenes Land“. Über das Lennetal schreibt Schücking: „Die ganze Gegend ist in ihrer weltentrückten Stille desto reicher an Sagen,…“. Weiter schreibt er: „Es rauscht die Lenne zunächst bei dem Dörfchen Grevenbrück an einer schroffen, senkrecht aufsteigenden Felswand am rechten Ufer vorüber, die einst die Peperburg trug; an ihrem Fuße gähnt hohen Eingangs eine düstere Grotte vor uns auf, von ihrem Gipfel erblickt man die hellste und reizendste Landschaft“. 

Zu sehen ist der Prachtband „Das malerische und romantische Westfalen“  im Museum der Stadt Lennestadt erstmals am Sonntag, dem 03.August 2008, von 14 -17 Uhr. An Werktagen ist  das Museum dienstags von 9 -12 u. 14 -16 Uhr und donnerstags von 9 -12 u. 14 -18 Uhr geöffnet. Während der Öffnungszeiten ist im Veranstaltungsraum des Museums ein Film von 1929 „Durch das schöne Westfalen“ zu sehen. Der Film ist eine Produktion des Westfälischen Landesmedienzentrums Münster und ist als DVD oder Video käuflich zu erwerben.