Exponat des Monats

Januar 2015

 


Selbst gefertigter Schlitten
aus den Kriegsjahren

 

Was gibt es Schöneres, als an einem sonnigen Wintertag mit einem Schlitten einen frisch verschneiten Hang hinunterzusausen? In Anbetracht des Wintermonats Januar stellt das Museum der Stadt Lennestadt einen selbst gebauten Schlitten als „Exponat des Monats Januar“ vor.

Dieser Schlitten, den der Heimatverein Grevenbrück vor etlichen Jahren von einem längst verstorbenen Ehepaar geschenkt bekam, ist in den Kriegsjahren um 1940 selber gebaut worden. Wenngleich der Erbauer des Schlittens etwas technisches Geschick haben musste, so ist er doch sehr einfach und primitiv hergestellt. Aber mit Sicherheit hat er damals seinen Zweck erfüllt und Kinderherzen höher schlagen lassen. Die Kufen des Schlittens bestehen aus zwei vierkantig geschnittenen Hölzern, vorne etwas schmaler werdend und leicht nach oben gebogen. Die vorderen Enden der Kufen werden durch ein Zugeisen stabilisiert, hier kann eine Zugschnur zum Ziehen befestigt werden.Von jeweils zwei Hölzern, die mit Querleisten verbunden sind, werden die Kufen zusammengehalten. Darauf ein Holzbrett, vorne und hinten abgerundet, und fertig ist der Schlitten. Die Hölzer sind alle glatt gehobelt und geschliffen und dann braun gestrichen. Zusammengehalten wurde das ganze Gefährt mit Leim, Zapfen und kräftigen Nägeln. An den Kufen des Schlittens befinden sich noch nicht einmal metallene Gleitschienen. Aber für ein Kind, vom Vater vielleicht durch den Winterwald gezogen, bedeutete dieses einfache Gefährt die ganze Welt. Der Schlitten  ist 70 cm lang und 35 cm breit.  Die Gebrauchsspuren weisen auf eine häufige Nutzung des Schlittens hin.

Grundsätzlich kann man sagen: Ein Schlitten ist ein Kufenfahrzeug, das für den Transport von Personen und Lasten oder als Sportgerät verwendet wird.

In Europa wurden erste Schlitten wohl seit der Frühzeit als winterliches Transportmittel, so etwa in Skandinavien, im Alpenraum oder im Erzgebirge als Ziehschlitten für den Heu- und Holztransport und in kleineren Formen für den Personentransport verwendet. Während des Mittelalters nahm die Nutzung von Schlitten kontinuierlich zu und erreichte im 17. Jahrhundert ihren Höhepunkt – es brach ein regelrechter Schlittenkult aus. Zu Beginn des 18. Jahrhundert war in jedem Haushalt der Alpenländer die Nutzung eines Schlittens selbstverständlich. In Bayern transportierte man Heu damit. Auf vielen Berghängen gab es damals nur kleine Scheunen, und da musste das Heu im Winter zu den Ställen im Tal herunter gebracht werden.


(Foto: Museum der Stadt Lennestadt)

Traditionelle Hornschlitten werden heute nur noch selten verwendet. Schlitten sind heute überwiegend keine Transportmittel mehr, sondern werden zum Vergnügen genutzt. Aus alpenländischen Schlittenformen entwickelte sich der spätere Rodel. Rodelwettbewerbe gab es erstmals gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Damals waren Schlitten zumindest in den Bergregionen Europas so selbstverständlich wie heutzutage ein Fernsehgerät. Überall wurde gerodelt: Auf natürlichen Rodelbahnen oder eigens angefertigten Eisrutschbahnen. Die erste Rodelanlage der Welt wurde schließlich 1879 im schweizerischen Davos eingeweiht.

Schlitten, oder auch Rodel genannt, sind klein und einfach gebaut. Es gibt aber verschiedene Arten von Schlitten, die verschiedenen Zwecken dienen können. Der Davoser Schlitten und der Aroser Schlitten sind die wohl meist verbreiteten Freizeitschlitten. Als Sportgeräte sind der Bob und der Rennrodel zu nennen. Neben den Freizeit- und Sportschlitten, gibt es aber auch Schlitten, die einem anderen Zweck dienen. Da sind zum Beispiel Hundeschlitten, Pferdeschlitten, Rentierschlitten, Segelschlitten, Propellerschlitten und noch viele andere mehr zu nennen.

Zu sehen ist der heute vorgestellte in der Kriegszeit um 1940 selbst gezimmerte Schlitten
im Alten Amtshaus des Museums der Stadt Lennestadt am Sonntag, dem 04. Januar 2015, von 14 -17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt im Alten Amtshaus ist frei.
(Text: Walter Stupperich)