Mai 2016
Ein stark deformierter Bombenkörper aus dem 2. Weltkrieg
Am 8. Mai dieses Jahres jährt sich zum 71. Male die bedingungslose Kapitulation Deutschlands im Zweiten Weltkrieg. Dieses Datum, der 8. Mai 1945, ist als Befreiung vom Nationalsozialismus in die nationale Erinnerungskultur der Bundesrepublik Deutschland eingegangen. Der Zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 war der zweite global geführte Krieg sämtlicher Großmächte des 20. Jahrhunderts und stellt den „bislang größten militärischen Konflikt“ in der Geschichte der Menschheit dar. Dieser große Konflikt mit seinen 60 bis 70 Millionen Toten war unter anderem gekennzeichnet durch gewaltige Flächenbombardements, die auch über unser Land unsägliches Leid brachten. Im Gedenken daran, stellt das Museum der Stadt Lennestadt einen stark deformierten Bombenkörper als „Exponat des Monats Mai“ vor.
Diese Bombe fiel gegen Ende des 2. Weltkrieges auf einen Acker des Bauern Becker in Obervalbert. Sie sollte eigentlich die Bahnstrecke im Frettertal treffen. Menschen kamen nicht zu Schaden. Jahrelang lag sie in einer Scheune und wurde im Vorjahr dem Heimat- und Verkehrsverein Grevenbrück e.V. als Leihgabe zur Verfügung gestellt.
Die Bombe ist zwar restlos durchdetoniert, entfaltete jedoch nicht die vorgesehene Wirkung. Dadurch sind die stark deformierten Teile des Bombenkörpers noch erhalten geblieben Ursache war möglicherweise eine schlechte Sprengstoffmischung. Bei der Explosion sind der Bombenboden mit Heckzünderbuchse und das Leitwerk weggesprengt worden und fehlen.
Haymo Wimmershof aus Olpe-Eichhagen befasst sich seit vielen Jahren u. a. mit dem Sektor Militärgeschichte sowohl im Sammlungs- als auch im fachlich-theoretischen Bereich. Er konnte uns genaue Angaben über diese Bombe machen:
Bei dem Exponat handelt es sich um eine US- Fliegerbombe des Typs GP 500 lb (ca. 240 kg oder fünf Zentner Bombe, GP bedeutet General Purpose = Allgemeine Verwendung) aus dem 2. Weltkrieg. Als dünnwandige Sprengbombe besteht die GP 500 lb aus nahtlos gezogenem Stahl mit vierteiligem Kastenleitwerk, versehen mit je einer Mundlochbuchsen für Kopf- und Heckzünder, zwei Aufhängeösen für amerikanische sowie gegenseitig einer Aufhängeöse für britische Flugzeugmuster. Die Übertragungsladungen bestehen aus Tetryl, die Sprengstofffüllung aus einer Mischung von Ammoniumnitrat und Trinitrotoluol (TNT).
Die GP 500 lb ist mit zwei Aufschlagzündern versehen:
Der einseitig wirkende Kopfzünder M103 besitzt eine Scherstiftsicherung, einen Aufschlagteller und eine Windradentsicherung. Beim Abwurf der Bombe wird ein Windrad über einen Zugdraht freigegeben. Es bewirkt die Scharfstellung des Zünders über eine innere Zahnradmechanik nach etwas 50 Metern Fallweg. Der Zünder ist über einen Stellbolzen am Außenring auf mit oder ohne Verzögerung einstellbar.
Der ebenfalls einseitig wirkende Heckzünder M101 verfügt über einen Trägheitsschlagbolzen und Wíndradentsicherung. Durch Herausdrehen eines Sicherungsstabes über ein Windrad mit Zahnradgetriebe wird der Schlagbolzen während einer Fallzeit von 40 bis 70 Metern entsichert.
Die Abmessungen der Bombe sind wie folgt: Gesamt mit Leitwerk 150 cm, Bombenkörper 120 cm, Durchmesser 35 cm, Gewicht ca. 240 kg, davon Sprengstoff ca. 110 kg.
Der städtische Bauhof hat den noch vorhandenen Bombenkörper total gereinigt und für die Präsentation aufbereitet. Es ist selten, dass ein solches Stück in dieser Größe noch vorhanden ist, da Flieger-Bomben nach Abwurf bei der Detonation meistens gänzlich auseindergerissen werden. Bomben, die nach dem Abwurf nicht detoniert sind, sogenannte Blindgänger, wurden und werden auch jetzt noch gefunden und entschärft. Die leeren Hüllen kommen dann zum Einschmelzen in Metallhütten.
Text: Walter Stupperich
Foto: Museum der Stadt Lennestadt