September 2016
Ein Kirschentkerner für Großküchen
Von Walter Stupperich
Sommerzeit ist Kirschenzeit. Von Mitte Juni bis Ende August leuchten sie rot an den Bäumen. Beliebt sind die Kirschen bei Alt und Jung. Deutschland ist eines der weltweit größten Anbauländer für das beliebte Steinobst. Zum Ende der diesjährigen Kirschsaison stellt das Museum der Stadt Lennestadt einen Kirschentkerner als „Exponat des Monats September“ vor.
Die Ernte der Kirschen muss punktgenau erfolgen. Das Zeitfenster beträgt für eine Sorte drei bis vier Tage. Dann müssen sie verarbeitet oder gegessen werden. Das Entkernen ist eine sehr aufwändige Arbeit, insbesondere dann, wenn es sich um eine größere Menge handelt. Zum Entkernen des Steinobstes gibt es eine große Vielfalt von Entkernungsgeräten. Überwiegend kann man aber mit diesen Geräten jeweils nur eine Kirsche entkernen. Für Großküchen oder Obstbauern, die sich der Kirschenzucht verschrieben haben, bedeutet das Entkernen dann eine gewaltige Arbeit. Der vom Museum vorgestellte Kirschentkerner ist für Großküchen oder für größere Verarbeitungsstellen entwickelt worden. Dieser Kirschentkerner ist eine Schenkung der Familie Franz Hüttemann aus Maumke an das Museum. Das Gerät war vormals in der Küche des alten Krankenhauses in Altenhundem in Gebrauch.
Mit diesem Kirschentkerner kann man in einem Arbeitsgang gleichzeitig vier Kirschen entkernen. Das Gerät ist aus Aluminium hergestellt. Mit einer Breite von 50 cm, einer Höhe von 47 cm und einer Tiefe von 19 cm sowie einem Gewicht von 4,3 Kilo ist dieser Entkerner schon sehr voluminös. Ein Prägestempel weist in einem kleinen Kreis mit den Buchstaben MPB auf den Hersteller hin, vermutlich die Firma Aluminium Bauer Bäcker. Der Kirschentkerner könnte aber auch ein ausländisches Produkt sein. Ein Baujahr des Gerätes konnte bisher noch nicht festgestellt werden, wahrscheinlich stammt der Entkerner noch aus der Vorkriegszeit.
Vor Gebrauch wird der Entkerner mit Schraubenzwingen an einer Tischplatte festgeschraubt. Die Früchte schüttet man dann in eine oben am Gerät angebrachte große Vorratsschale. Mit dem seitlich angebrachten Hebel werden dann mehrere Arbeitsprozesse in Gang gesetzt. Beim langsamen Anheben des Hebels fallen aus der Vorratsschale gleichzeitig vier Kirschen in entsprechende nebeneinanderliegende einzelne Mulden. Beim weiteren Anheben des Hebels werden in jeder Mulde ein Entkernerdorn durch die Kirsche geführt. Die Steine fallen in eine separate Auffangschale hinab. An den Entkernerdornen hängen noch die entkernten Kirschen. Durch Drücken des Hebels werden mittels eines Abstreifers die Kirschen von den Entkernerdornen gelöst und fallen in ein Gefäß. Auf diese Art und Weise kann man mühelos eine größere Menge Kirschen in kurzer Zeit sauber entsteinen.
Dieses oder ein ähnliches Gerät fand der Autor bei seinen zahlreichen Recherchen bislang noch in keinem Museum, angefangen vom Deutschen Museum in München bis hin zu kleineren Haushaltwarenmuseen. Es konnte auch keine Funktionsbeschreibung und kein weiterer Hinweis auf die Herstellerfirma in Erfahrung gebracht werden. Der vom Museum der Stadt Lennestadt präsentierte Kirschentkerner muss sicherlich ein ganz seltenes Exemplar sein.
Zu sehen ist dieser Kirschentkerner im Museum der Stadt Lennestadt am Sonntag, den 04. September 2016, von 14 -17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt in das Museum ist frei.