Exponat des Monats

November 2010

Versehgarnitur

 

Der Monat November ist seit jeher dem Gedenken an die Toten gewidmet. Das Museum der Stadt Lennestadt passt sich entsprechend an und stellt als „Exponat des Monats November“ eine Versehgarnitur aus den 1950er Jahren vor. Sie wurde dem Museum von Herrn Friedrich Wrede aus Welschen-Ennest zur Verfügung gestellt. Eine Versehgarnitur fehlte früher in keiner gut katholischen Familie. Sie wurde benötigt, wenn einem Sterbenden die „Letzte Ölung“ durch einen katholischen Priester gespendet wurde.

Volkstümlich wurde das Sakrament der „Krankensalbung“ auch „Letzte Ölung“ genannt, wie sie früher offiziell hieß. Die zutreffendere Bezeichnung „Krankensalbung“ wird nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 – 1965) verwendet. Auch der Ritus und die Bedeutung dieses Sakramentes der katholischen Kirche wurden durch das Konzil erneuert. Die heutige Krankensalbung ist ein Mittel der Stärkung und Ermutigung für kranke und ältere Menschen. Einem bereits Verstorbenen kann die Krankensalbung nicht mehr gespendet werden und daher ist sie auch kein Sterbesakrament.


(Foto: J. Kalitzki)

Wenn früher ein Priester zu einem Sterbenden gerufen wurde, machte dieser sich in Begleitung eines Ministranten, der eine Laterne mit Glöcklein trug, um die vorbeigehenden Menschen auf die Gegenwart Christi in der vom Priester getragenen Hostie aufmerksam zu machen, auf den Weg zum Kranken („Versehgang“). In dem Krankenzimmer war von den Angehörigen der „Versehtisch“ aufgebaut worden. Mittelpunkt dieses Tisches, vielfach auch „Versehaltärchen“ genannt, waren das Stehkreuz sowie zwei Leuchter mit brennenden Kerzen. Zwei Gläser waren erforderlich für die Aufnahme von Weihwasser und Wasser. Ein Buchsbaumzweig gehörte zu der Weihwasserschale. In zwei Tellerchen kamen etwas Salz und Brotkrumen. Ein weiteres Tellerchen diente der Aufnahme des Krankenöles. In eine Schale wurden von den Angehörigen sechs Wattebäuschen gelegt. Zur Ausstattung des Versehtisches gehörte ferner ein kleines Handtuch für den Priester sowie ein Kommuniontüchlein für den Kranken. Ein Knieschemel stand vor dem Tisch. Nachdem der Priester die Krankenstube betreten hatte, segnete er mit dem in Weihwasser getauchten Buchsbaumzweig das Zimmer und die Anwesenden. Dann wurden alle Angehörigen hinausgeschickt und dem Sterbenden die letzte Beichte abgenommen. Währenddessen beteten die Angehörigen in einem Vorraum. Nach der Beichte betraten sie wieder das Sterbezimmer. Darauf folgten Kommuniongebete und der Kranke empfing die heilige Wegzehrung („viaticum“). Meist reichte der Priester nur ein kleines Stück der Hostie, das häufig mit einem Schluck Wasser eingenommen werden musste. Bei der folgenden „Letzten Ölung“ tauchte der Priester seinen Daumen in geweihtes Öl und salbte unter Gebeten mit dem Daumen der rechten Hand dann Augen, Nase, Mund, beide Ohren, die Hände und die Füße des Sterbenden. Das nach dem tridentinischen Usus auf die Sinnesorgane gestrichene heilige Öl wischte der Priester mit den bereit liegenden Wattebäuschen wieder ab. Die eigenen Finger reinigte der Priester nach vollzogener Krankensalbung mit dem Salz und den Brotkrumen aus den beiden Schälchen vom Tisch. Salz und Brot wurden nach der Handreinigung zusammen mit den Wattebäuschen im Ofen verbrannt. Ganz zum Schluss spendete der Priester dem Kranken noch den sogenannten „Krankensegen“, der auch „Päpstlicher Segen“ hieß. Nun hatte der Kranke alles von seiner Kirche empfangen, was er auf dem letzten Weg brauchte. 
(Text: W. Stupperich)

Zu sehen ist dieses 10-teilige liturgische Gerät im Museum der Stadt Lennestadt
erstmals am Sonntag, dem 07. November 2010, von 14 -17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum
dienstags von 9 -12 u. 14 -16 Uhr und
donnerstags von 9 -12 u. 14 -18 Uhr geöffnet. Neben der Dauerausstellung sind noch die Sonderausstellungen „Im Schatten des Krieges“ und „Lennestadt in alten und neuen Karten“ zu sehen.
Der Eintritt ist frei.