Mai 2009
Milchzentrifuge für Handbetrieb (um 1930)
In den ersten Maitagen werden die Kühe nach dem Winter wieder auf die Weiden getrieben. Aus der Milch der ersten Weidegänge wird die sogenannte „Maibutter“ hergestellt. Sie ist qualitativ deutlich besser und vitaminreicher als die Milch, welche die Kühe aus Silofutter und Heu produzieren. Das Museum der Stadt Lennestadt präsentiert daher ein Zentrifuge, die zur Milchentrahmung bei der Butterherstellung dient, als „Exponat des Monats Mai“.
Die vorgestellte Milchzentrifuge stammt in etwa aus dem Jahre 1930 und wurde hergestellt von der Firma Alfa-Laval-Separator in Berlin. Sie ist sehr gut erhalten und voll funktionsfähig. Das Maschinenteil ist aus Guss. Aufgebaut hat die Zentrifuge eine Höhe von 60 cm; der Milchbehälter ist 38 cm im Durchmesser, 18 cm hoch und hat ein Fassungsvermögen von 20 Litern. Das Gerät ist eine Leihgabe der Frau Elisabeth Flamme aus Finnentrop-Weringhausen, das sie dem Heimat- und Verkehrsverein Grevenbrück im Vorjahr zur Verfügung gestellt hat.
Die im Jahre 1876 von Wilhelm Lefeldt erfundene und von Gustav de Laval 1878 weiterentwickelte Milchzentrifuge revolutionierte seinerzeit die Milchverarbeitung. Die Maschine trennte erstmals automatisch den Rahm von der Magermilch. Durch die wesentliche Verkürzung der Fertigungszeit für Butter gegenüber den früheren Verfahren und der Erhöhung der Butterausbeute wurde damit die industrielle Herstellung der Butter erstmals ermöglicht.
„Die Milch muss vor dem Entrahmen sorgfältig geseiht werden. Die Milch soll“, so heißt es in der Gebrauchsanweisung des Gerätes weiter „kuhwarm sofort nach dem Melken entrahmt werden, ehe die Milchwärme unter 35 Grad sinken konnte. Drehe die Kurbel langsam an und steigere die Geschwindigkeit …. auf 60 bis 65 Kurbeldrehungen in der Minute.“ Die Milchzentrifuge besitzt zwei Abgänge: einen für den Rahm und einen für die Magermilch. Die Magermilch wurde zum Füttern der Schweine und Kälber, oft einmal im Jahr aber auch zum Streichen des Fachwerks des Bauernhauses verwandt. Die Arbeit mit der Zentrifuge erforderte viel Kraft und Ausdauer, denn man musste schon eine ganze Zeit die schwergängige Kurbel drehen, bis aus der Milch genügend Rahm gewonnen wurde. Die stündliche Leistung der Zentrifuge betrug bei ordnungsgemäßer Kurbeldrehung ca. 135 Liter. Der Rahm wurde dann in eine Butterkirne gefüllt, mit der dann die Butter hergestellt wurde. Man rechnete damals, dass der aus der Zentrifuge gewonnene Rahm von ca. 25 Litern Milch etwa ein Kilo Butter ergab.
Sowohl im 1. Weltkrieg als auch im 2. Weltkrieg war zeitweise die hauseigene Herstellung von Butter verboten, da alle Milch an die Molkereien abgegeben werden musste. Butterfässer und Zentrifugen wurden verplombt oder beschlagnahmt.
Zu sehen ist dieses Relikt aus der früher betriebenen Landwirtschaft
im Museum der Stadt Lennestadt erstmals am
Sonntag, dem 03. Mai, von 14 -17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum
dienstags von 9 -12 u. 14 -16 Uhr und
donnerstags von 9 -12 u. 14 -18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist frei.