Exponat des Monats

August 2010


Goldmünzenwaage aus dem Jahre 1779

Eine wertvolle Antiquität stellt das Museum der Stadt Lennestadt als „Exponat des Monats August“ der Öffentlichkeit vor. Es ist eine Goldmünzenwaage aus dem Jahre 1779. Sie wurde dem Museum von Herrn Josef Blefgen, Lennestadt-Bonzel, als Leihgabe zur Verfügung gestellt.


(Foto: Haymo Wimmershof)


Schon die Erfindung der Münze vor rund 2600 Jahren hing eng mit der Waage zusammen. Diese ersten Münzen waren kaum mehr als kleine Goldklümpchen, auf denen ein Herrscher mit seinem Siegel – dem Prägestempel – die gleiche Feinheit und gleiches Gewicht garantierte. Damit hatte jedes Goldstück eines Nominals den gleichen Wert, das Edelmetall musste zum Bezahlen nicht mehr mühsam abgewogen werden. Aber auch die Erfindung der Münze machte die Geldwaagen nicht überflüssig, sie schufen ein neues Arbeitsgebiet: das Prüfen der Münzen auf Echtheit und Vollgewichtigkeit. Gold stellte auch schon früher einen hohen Wert dar. Die Fälschungserkennung war der wichtigste Grund, Münzen anhand ihres Gewichtes zu überprüfen. Aber auch Manipulationen am Goldstück durch Abfeilen fielen durch genaues Wägen auf. Die Münzwaagen wurden hauptsächlich von Geldwechslern und Kaufleuten benutzt.



Über drei Jahrhunderte hinweg war Köln führend in der Herstellung von Münzwaagen. Ab 1750 begann aber dann im benachbarten Bergischen Land eine sehr rege Münzwaagenproduktion, die Köln bald in den Schatten stellte. Auch die hier vorgestellte Goldmünzwaage ist im Bergischen Land produziert worden. Sie wurde im Jahre 1779 vom Meister Johann Peter Aeckersberg, Wichlinghausen in Oberbarmen (gehört heute zu Wuppertal), hergestellt. Johann Peter Aeckersberg (1706-1790) war wohl der bedeutendste Münzwaagenhersteller im damaligen Herzogtum Berg, das im 18. Jahrhundert führend in der Herstellung von Münzwaagen für Goldmünzen war. Man hat errechnet, dass er wohl über 3000 Münzwaagen hergestellt hat, viele davon für den Export.


Die im Museum ausgestellte Goldmünzwaage befindet sich in einem dunkel gebeizten Holzkasten mit einer Schließe. Auf der Innenseite des Deckels ist das Meisteretikett angebracht. Hier ist zu lesen: „Waag und Gewicht macht von Ihro Churfl. Durchl. zu Pfaliz gnädigst privil. examin. und geschworner Icht – Macher Johann Peter AEckersberg, auf Wichlinghausen im Oberbarmen. 1779.“ Die Waage ist aus Stahl hergestellt, zwei runde Messingschalen hängen an Seidenschnüren. Vierzehn Gewichte gehören zu dieser Waage. Sie sind in acht eingelassenen Mulden des Aufbewahrungskastens angebracht. Es sind glatte quadratische Gewichte mit eingeschlagener Wertbezeichnung. Mehrere Gewichte sind in einer Mulde untergebracht; das zu oberst liegende Gewicht hat ein Griffstäbchen. Auf etlichen Gewichten ist ein Eichzeichen eingepunzt, zumeist zeigt es den Bergischen Löwen. In einer der eingelassenen Mulden befinden sich acht Asse oder Esger genannte Ausgleichsgewichte in Form von kleinen Messingplättchen, mit denen gegebenenfalls das Untergewicht, die Differenz zum Sollgewicht, gemessen werden konnte. Über den für Aufnahme der Gewichte vorhandenen Mulden ist mit roter Tinte die Münzbezeichnung vermerkt, z.B. Louis d’or, Carlin, Ducat etc.


Josef Blefgen, der Leihgeber dieser Waage aus Bonzel, sagt zu dem Exponat: „Seit vielen Generationen befindet sich diese Goldmünzwaage im Besitz unserer Familie. Unsere Vorfahren waren zumeist Fuhr- und Kaufleute, die ihre Waren auf Pferdekarren durch ganz Deutschland und zum Teil darüber hinaus transportierten. Vielfach fuhren sie für die Bilsteiner Tabakindustrie oder sie transportierten Olper Pfannen und andere Waren.“ Bei diesen Transporten nahmen die Fuhrleute auch Gelder ein für den Transport oder auch als Kaufpreis für die Warenladung. Um sich vor Verlusten zu schützen, war für sie diese Geldwaage ein ständiger Begleiter.

(Text: Walter Stupperich)


Zu sehen ist dieses wertvolle und seltene Exponat im Museum der Stadt Lennestadt erstmals am
Sonntag, dem 1. August 2010, von 14 -17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum geöffnet:

dienstags von 9 -12 u. 14 -16 Uhr und
donnerstags von 9 -12 u. 14 -18 Uhr.

Der Eintritt ist frei.