Januar 2011
Spulrad, ca. 170 Jahre alt
Als „Exponat des Monats Januar“ stellt das Museum der Stadt Lennestadt ein Spulrad vor, ein Gerät aus dem alten und traditionsreichen Leinengewerbe. Die Auswahl traf auf ein Spulrad, um den „Tag der Frauen“, den das Museum jedes Jahr an einem Sonntag im Januar veranstaltet, gebührend in den Vordergrund zu stellen. Dieser Sonntag steht unter dem Thema „Spinnen, Weben, Sticken und Stricken“. Frauen aus Lennestadt geben Einblicke in alte und neue Handarbeitstechniken. Sie zeigen, wie aus dem Ausgangsmaterial Schafwolle, Fäden gesponnen und weiterverarbeitet werden. Spinnräder, Haspeln und Webstühle sind in Betrieb, und die Kunst des Stickens und Strickens wird gezeigt.
In den Januarmonaten der Vorjahre stellten wir bereits ein Spinnrad und zuletzt eine Haspel vor. Nach dem Haspeln des Garnes hatte man einen Strang Garn in einer bestimmten Größe. Bevor das Garn weiterverarbeitet werden konnte, musste es gereinigt werden, denn bei der Verarbeitung war es schmutziggrau geworden. In einem großen Topf Lauge wurde das Garn ausgekocht. Die Stränge hing man dann zum Trocknen auf langen Stangen im Freien oder in der Deele auf. Wollte man nun mit dem Weben beginnen, musste vorher das Garn von den Strängen auf verschiedene Spulen gewickelt werden. Dazu stülpte man die Garnstränge über drehbare Garnwinden. Von dort wurde das Garn mit dem Spulrad auf Spulen gewickelt. In dem Spulkasten des Spulrades drehte sich die Spule, angetrieben durch das Rad. Dieses Rad konnte entweder durch Fußbetrieb oder durch Handbetrieb gedreht werden. Beim Spulen führte man das Garn über eine in der Hand gehaltene Leerspule, wodurch man zum einen die Finger schonte und zum anderen das Garn gleichmäßig auf die zu füllende Spule bringen konnte. Jetzt war das Garn für das Weben vorbereitet.
Foto: Jürgen Kalitzki
Das präsentierte Spulrad ist eine Leihgabe von Frau Irmgard Jacobs-Baumhoff aus Altenhundem. Dieses Spulrad ist jetzt seit vier Generationen in Familienbesitz. Der Urgroßvater von Frau Jacobs-Baumhoff, Johann Schmelter (1810-1880), machte sich im Jahre 1835 in Schwartmecke bei Oberhundem mit einer Weberei selbständig. Es ist daher anzunehmen, dass das ausgestellte Exponat nun gut 170 Jahre alt ist. Es ist immer noch funktionsfähig. Die Weberei war seinerzeit ein reiner Familienbetrieb. Der Vater war der Weber, die Ehefrau und die Kinder halfen bei den Nebenarbeiten. In solch einem kleinen Familienbetrieb mussten alle vorkommenden Arbeiten selbst erledigt werden, angefangen vom Verarbeiten des Flachses bis hin zum Weben von Leinenstoffen als Meter- oder Stückware, wie z.B. Handtücher.
Johann Schmelter (1882 – 1961) in seiner Weberei
Foto: Irmgard Jacobs-Baumhoff
Nach dem Tod von Johann Schmelter übernahm sein Sohn Caspar (1842-1915) bis zu seinem Tod die Weberei. Johann (1882-1961), der Vater der Leihgeberin, führte die Weberei dann weiter. Von ihm hat Frau Jacobs-Baumhoff geb. Schmelter im Jahre 1961 neben Webstühlen und anderen Geräten für das Webereihandwerk auch das Spulrad übernommen, ehe sie es vor 2 Jahren dem Heimat- und Verkehrsverein Grevenbrück als Leihgabe zukommen ließ. (Text: Walter Stupperich)
Zu sehen ist dieses alte und außergewöhnliche Exponat erstmals am
Sonntag, dem 02. Januar 2011 im Museum der Stadt Lennestadt.
Am „Tag der Frauen“, dem 16. Januar, steht das Spulrad natürlich im Mittelpunkt des Geschehens.
Geöffnet ist das Museum an den genannten Sonntagen von 14 – 17 Uhr. An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie
donnerstags von 9 -12 u. 14 -18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist frei.