Exponat des Monats

Februar 2011

 

Stuhlschlitten (um 1870)

 

Das Museum der Stadt Lennestadt genießt die winterlichen Freuden mit der Vorstellung eines Schlittens als „Exponat des Monats Februar“. Es handelt sich dabei um einen ganz besonderen Schlitten, einen so genannten „Stuhlschlitten“ für Kinder. Dieser Schlitten dürfte ungefähr 140 Jahre alt sein und aus der so genannten „Gründerzeit“ stammen.

(Foto: J. Kalitzki)

Dieser Stuhlschlitten wird auch als „Eisschlitten“ bezeichnet. In diesem Schlitten wurden vor über 140 Jahren die Kinder nicht gezogen, sie wurden geschoben. Solche von Hand geschobene Schlitten dienten im Winter auch als Kinderwagen. Die Kinder reicher Familien wurden mit diesen Schlitten, in warme Pelze eingepackt, vom Hausdiener oder Hausmädchen zur Schule oder zum Vergnügen gefahren. Auch wurden die Kinder oft zum damals populären Schlittschuhlaufen ebenfalls in solchen Schlitten zum Schieben mitgenommen. Sie wurden von Bedientesten oder auch von älteren Geschwistern über die glatten spiegelnden Flächen der erstarrten Weiher geschoben. Der Insasse selbst konnte keinen Einfluss auf die Bewegung des Schlittens nehmen, sondern er ließ sich in der Regel von einem Schlittschuhläufer über das Eis schieben.

Der vorgestellte Stuhlschlitten besteht aus einem stuhl- oder sesselartigen hölzernem Sitz auf dünnen, geschmiedeten Eisenkufen. Die Rücken- und Armlehnen sind aus gedrechselten Stäben gefertigt, die wunderschön geformt sind. Eine ausgefallene Schmiedearbeit, die nicht alltäglich ist! Für die Bequemlichkeit der Füße ist ein besonders breites hölzernes Fußbrettchen angebracht.

Dieser heute fremd anmutende Schlitten ist gänzlichst original erhalten. Rostansatz ist natürlich vorhanden. Der Schlitten besitzt eine Höhe von 82 cm, eine Breite von 95 cm und eine Tiefe von 45 cm. Aufgrund dieser Maße ist zu erkennen, dass es sich um einen Kinder-Eisschlitten handelt.

Der schöne Schlitten wurde dem Museum von den Eheleuten Gerd und Karla Ewers aus Welschen-Ennest als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Zuvor hat er rund 50 Jahre auf dem Dachboden verbracht. Frau Karla Ewers sagt über den Schlitten: „Er ist ein altes Erbstück aus unserer Familie. Sicherlich haben ihn meine Urgroßeltern, die Eheleute Christian Wilhelm (1839-1923) und Justine (1840-1925) Unger für ihre Tochter Friederike Catharina Justine (1870-1930), also meine Großmutter, erworben. Die Urgroßeltern wohnten um 1870 in Mühlhausen (Elsass). Sie ließen ihre junge Tochter in Lausanne in einem Schweizer Pensionat für höhere Töchter unterrichten. Die kleine Friederike wurde sicher dann im Winter von Bedientesten der Schule über das Eis des zugefrorenen Genfer Sees geschoben.“ Im Laufe der letzten 140 Jahre hat der jetzt ausgestellte Schlitten einen weiten Weg vom Genfer See bis ins Museum der Stadt Lennestadt gemacht.                             
(Text: W. Stupperich)

 

 

Zu sehen ist der antike Kinder-Stuhlschlitten im Museum der Stadt Lennestadt
erstmals am Sonntag, dem 06. Februar 2011, von 14 -17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum
dienstags von 9 -12 u. 14 -16 Uhr und
donnerstags von 9 -12 u. 14 -18 Uhr
geöffnet.
Neben der Dauerausstellung ist auch noch die Sonderausstellung „Im Schatten des Krieges“ zu sehen.
Der Eintritt ist frei.