Exponat des Monats

November 2011


270 Jahre alter Totenschild der
Gräfin d´Àyx

Der Monat November ist seit jeher dem Gedenken an die Toten gewidmet. Das Museum der Stadt Lennestadt passt sich entsprechend an und stellt als „Exponat des Monats November“ einen 270 Jahre alten Totenschild der Öffentlichkeit vor. Dieser Totenschild ist ein für die hiesige Gegend ganz seltenes Unikat. Der Schild stammt aus dem alten Hause Freusberg, Grevenbrück, welches 1989 abgerissen wurde. Eigentümer und Leihgeber dieses Totenschildes ist Dietrich Stens, Grevenbrück.

Der vom Museum vorgestellte Totenschild ist dem Gedenken an die genau in diesem Monat November vor 270 Jahren verstorbene Gräfin Marie Brigitte d’Ayx gewidmet. Dieser hochrechteckige Totenschild mit den Ausmaßen von 120 x 120 cm ist eine massive Wandtafel aus Eichenholz mit aufgemalten Wappen und umlaufendem Beschriftungstext in französischer Sprache. In den vier Ecken innerhalb der Beschriftung steht geschrieben: obiit 21. 9bris 1741 (d.h. gestorben 21. November 1741). Gräfin von Spee zu Ahausen hat sich dankenswerter Weise mit diesem Totenschild befasst: Der umlaufende Text nennt zum einen den Namen und die Titel der verstorbenen Gräfin: Marie Brigitte Adriane Agnes de Naussau-Corroy. Ferner ist auch der Name des Ehegatten angegeben: Baron Jean Paul d’Ayx, Seigneur de Denée. Die beiden großen Wappen unterhalb der 11-zackigen Fürstenkrone sind die der Eheleute Ayx (links) und Nassau-Corroy (rechts). Die anderen kleinen Wappen beziehen sich links umlaufend auf die väterliche Linie der Gräfin Nassau-Corroy und rechts umlaufend auf die mütterliche Linie.


Die verstorbene Gräfin Marie Brigitte d’Ayx wurde im Jahre 1704 als Gräfin von Nassau-Corroy in Namur (s.Z. Niederlande, jetzt Belgien) geboren. Sie starb 1741 nur ein Jahr nach der Geburt ihres ersten Kindes Marie Emmanuelle d’ Ayx. Dr. Caspar Freusberg (1873 – 1954), fünfter Landrat des Kreises Olpe seit 1817 (alle vier Landräte vor ihm stammten auch aus der Familie Freusberg!) heiratete 1909 Carmen von Ayx (1885 – 1978). Die Vorfahren dieser Freusberg-Ehefrau Carmen von Ayx und deren Verbindung zur 1741 verstorbenen Gräfin d’Ayx konnten noch nicht restlos recherchiert werden. Sicherlich wird Carmen von Ayx diesen Totenschild aus dem elterlichen Hause nach ihrer Eheschließung mit in das Haus Freusberg gebracht haben.

Nach dem Tode des Dr. Caspar Freusberg ging das Haus in Grevenbrück in das Eigentum des Sohnes Ferdinand über. Von diesem Ferdinand Freusberg erwarb 1969 Dietrich Stens aus Grevenbrück dieses Haus, das zuletzt als Viehhaus genutzt wurde. An den Totenschild kann sich Dietrich Stens noch gut erinnern: „Dieser Schild hing, so lang ich mich erinnern kann, immer in der großen Deele über den Viehstallungen.“

Über Geschichte, Typen und Funktionen der Totenschilde hat Dr. Olaf Richter, Krefeld, im Rahmen der 2007 im Stadtmuseum Düsseldorf gezeigten Ausstellung „Adel und Bild“ ausführlich recherchiert: Seit dem 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart hinein zählen Totenschilde zur adligen Memorialkultur. Aus Holz gefertigt, tragen sie das Wappen des Verstorbenen samt einer Inschrift, die über Geburts- und Sterbedaten, mitunter auch über Herrschaftstitel oder öffentliche bzw. politische Ämter Auskunft gibt. Da der Schild gewöhnlich an der Innenwand einer Kirche angebracht wurde, war – anders als bei Grabmälern – keine räumliche Nähe zum Begräbnisplatz gegeben. Totenschilde treten in unterschiedlichen Formen auf: etwa als hochrechteckige Schilde oder auch als runde Schilde mit Wappen und Grabinschrift. Der Adel nutzte solche Totenschilde als Zeichen seiner hervorgehobenen gesellschaftlichen Position. Das Aufstellen eines solchen Schildes erforderte einen bedeutenden finanziellen Aufwand. Neben der Bezahlung des Materials und der künstlerischen Leistung schlug vor allem eine Zuwendung oder sogar Stiftung an die jeweilige Kirche zu Buche.
(Text: Walter Stupperich, Foto: Jürgen Kalitzki)

Zu sehen ist dieser 270 Jahre alte Totenschild im Museum der Stadt Lennestadt
am Sonntag, dem 06. November 2011, von 14 -17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum
dienstags von 9 -12 u. 14 -16 Uhr und donnerstags von 9 -12 u. 14 -18 Uhr geöffnet.

Zu sehen ist im Museum auch noch bis zum Ende dieses Monats die Ausstellung zum Jubiläum „150 Jahre Ruhr-Sieg-Strecke“ mit historischen Fotos und ausgesuchten Exponaten und Dokumenten zur Eisenbahngeschichte.
Der Eintritt ist frei.