Exponat des Monats

Dezember 2011

Papier-Krippe,
120 Jahre alt

 

Weihnachten steht vor der Tür! Zu dem bevorstehenden Fest präsentiert das Museum der Stadt Lennestadt ein entsprechendes „Exponat des Monats“. Es handelt sich hierbei um eine historische Papierkrippe. Die Papierkrippe wurde vom traditionsreichen Schreiber-Verlag in Esslingen um 1892 hergestellt. Sie ist eine Leihgabe von Frau Rita Breuer aus Wenden-Vahlberg.

Papierkrippen gab es seinerzeit in mehreren unterschiedlichen Erscheinungsformen: Zum einen die Krippenart, die vom Museum jetzt vorgestellt wird. Bei dieser Art von Krippen schnitt man aus einem Bastelbogen die Figuren aus und klebte sie dann auf Holzbrettchen oder Pappe. Anschließend wurden die aufgeklebten Figuren aus der Pappe ausgeschnitten oder, die auf Holz geklebt waren, mit der Laubsäge ausgesägt. Rückseitig konnten die Teile noch mit Aufstellern aus Holz stabilisiert werden. Die Figuren ließen sich dann beliebig aufstellen. Aber nicht nur die einzelnen Figuren, sondern auch die Krippe und der Stall waren aus Papier, das entsprechend aufgeklebt und dann ausgeschnitten oder ausgesägt wurde.


© Jürgen Kalitzki

Neben dieser Krippenart mit den frei beweglichen Figuren gab es auch die aus Papier und Pappe gefertigten aufklappbaren Faltkrippen. Sie wurden so raffiniert gefaltet und geklebt, dass sich beim Aufklappen eine dreidimensionale Szene wie durch Zauberei vor dem Betrachter aufstellte. Äußerst beliebt waren seinerzeit auch die sogenannten Kulissenkrippen. Diese größeren und aufwendigeren Papierkrippen, die meistens bereits fertig montiert in den Handel kamen, waren wahre Meisterstücke der Luxuspapierfabrikation

Papierkrippen, so auch die jetzt ausgestellte Krippe, wurden häufig in der Technik des mehrfarbigen Steindrucks, der Chromolithographie, gedruckt und zeigen detaillierte Prägeoberflächen. Ein besonderes Merkmal vieler Chromolithographien sind die zarten Farben mit fließenden Übergängen. Gegenüber aus Holz geschnitzten oder aus Wachs geformten Krippen waren diese Papierkrippen sehr viel billiger. Die Beliebtheit dieser Krippen wurde auch deshalb immer größer, weil sie wenig Platz einnahmen und sich leicht aufbauen ließen.

Die Anfänge der gemalten und ausgeschnittenen Papierkrippen sind ab dem 17. Jahrhundert im höfischen Bereich zu finden. Als billige Alternative zu massiven Ausführungen hielt die Papierkrippe im 19. Jahrhundert Einzug in die Häuser des gemeines Volkes. Der Kirche waren allerdings die Papierkrippen als „bunter Kitsch“ seinerzeit ein Dorn im Auge. Dennoch konnte sie der Entwicklung keinen Einhalt gebieten – im Gegenteil: In immer ausgefeilteren Ausführungen fanden die Produkte ihren Weg auf den Markt. Mit dem Anlaufen der Massenproduktion entstanden immer neue, kreative Variationen. Namhafte Künstler lieferten die Vorlagen für kunstvolle Exemplare und auch bewegliche Krippenlandschaften waren zu haben. Der Zweite Weltkrieg richtete sowohl die Papierkrippen als auch deren Industrie gänzlich zu Grunde.

Frau Rita Breuer hat in mehr als 30 Jahren akribischen Sammelns eine stattliche Sammlung rund um die Kulturgeschichte des Weihnachtsfestes zusammengetragen. Kernstück der Sammlung ist der „Historische Christbaumschmuck“. Neben der Ausstellung „Historische Papierkrippen“, aus der auch die vorgestellte Krippe stammt, gibt es noch die Präsentation zur „Kulturgeschichte der Gabenteller“ und die weit bekannte Ausstellung „Weihnachten in der politischen Propaganda“ (Letztere ist in diesem Jahr zu Gast in der Wandelhalle von Bad Wildungen). Seit 1997 wurden bereits 21 Ausstellungen deutschlandweit gezeigt.
(Text: Walter Stupperich)

Zu sehen ist diese 120 Jahre alte Papierkrippe im Museum der Stadt Lennestadt am Sonntag, dem 04. Dezember 2011, von 14 -17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 u. 14 -16 Uhr und donnerstags von 9 -12 u. 14 -18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist frei.