Exponat des Monats

März 2012

Holzkohle-Bügeleisen,
>100 Jahre alt

Ein über 100 Jahre altes Holzkohle-Bügeleisen wählte das Museum der Stadt Lennestadt zum „Exponat des Monats März“. Wer Bügeln für eine mühsame und lästige Arbeit hält, sollte sich einmal dieses Haushaltsgerät ansehen! Unsere Vorfahren hätten uns sicher um unsere moderne Technik beneidet, denn von diesem schweren Holzkohlebügeleisen bis hin zu unseren modernen Bügelgeräten war ein langer Weg. Das vorgestellte historische Bügeleisen ist eine Leihgabe von Schneidermeister Heinz Griese aus Grevenbrück.

Erste Bügeleisen findet man schon im 15. Jahrhundert. Zum Erhitzen stellte man sie auf oder in den Herd. Man nannte diesen Bügeleisentyp „Setzeisen“. Eine Weiterentwicklung war dann das „Stachelbügeleisen“. Diese waren von innen hohl. Ein Eisenteil, der direkt ins Herdfeuer gelegt wurde, konnte von hinten beim geöffneten Türchen des Bügeleisens eingeschoben werden. Man hatte auch oft „mehrere Eisen im Feuer“. Im späten 19. Jahrhundert trat daneben das Kohle-Bügeleisen, in dessen vergrößerten Hohlraum glühende Kohlen oder Briketts gefüllt wurden.

Eine Weiterentwicklung dieses Kohle-Bügeleisen ist das vorgestellte Holzkohle-Eisen mit Kamin. Durch die Anbringung eines Kamins versuchte man, die gesundheitsschädlichen Dämpfe, die von der eingefüllten Holzkohle ausgingen, von der Büglerin abzuleiten. Dieser Bügeleisentyp ist sogar mit einem drehbaren Kamin für Rechts- und Linkshänder ausgestattet. Die Holzkohle wurde nach Öffnen der Deckelsicherung in den Hohlraum des Bügeleisens auf einen Rost gelegt. Mit einem kleinen Blasebalg konnte die Glut innerhalb des Bügeleisens durch die Kaminöffnung aktiviert werden. Die Asche sammelte sich dann unterhalb des Rostes an. Auf der Rückseite dieses Bügeleisens ist eine Regulier-Lüftungsrosette angebracht. Dieser Bügeleisentyp wurde daher auch „Regulierbügeleisen“ genannt. Wegen der großen ausströmenden Hitze sind zwischen dem Holzgriff und dem Gusseisengehäuse zwei dünne Eisenplatten mit Asbest-Zwischenlage angebracht.

Hergestellt wurde dieses „Regulier-Bügeleisen“ um 1904 von der Firma Wilhelm Rievel aus Hannover. Das sehr schwere Schneidereisen hat ein Gewicht von 8700 Gramm und eine Länge von 29 cm. Das Bügeleisen trägt die Markierung „D.R.G.M.“ ( Deutsches Reichs-Gebrauchs-Muster).

Zum Einsatz ist diese „Rievels Regulier Bügeleisen“ (so die Gravur auf dem Deckel) in der Maßschneiderei Heinrich Griese in Grevenbrück gekommen. Heinrich Griese (1890-1987) begann seine Schneiderlehre im Jahre 1904 bei Schneidermeister Anton Schneider in Grevenbrück. Seine Gesellenjahre führten ihn auf Wanderschaft über Köln, Wiesbaden, Konstanz nach Düsseldorf. Griese wurde dann im Ersten Weltkrieg zum Wehrdienst einberufen. Im Jahre 1920 legte er vor der Handwerkskammer Arnsberg seine Meisterprüfung ab. Sofort danach machte sich Heinrich Griese in der Johannesstraße in Grevenbrück mit einer Maßschneiderei selbständig. Zu diesem Zeitpunkt wird er sich dieses Bügeleisen angeschafft haben. Die geschäftliche Entwicklung des jungen Handwerksbetriebes war äußerst positiv. Aufgrund der damaligen starken Industrialisierung des Raumes von Finnentrop über Grevenbrück bis nach Altenhundem hatte Heinrich Griese einen großen und wohlhabenden Kundenkreis. Zeitweise beschäftigte er neben seiner Ehefrau Martha geb. Sommer, die selbst Damenschneidermeisterin war, noch bis zu fünf Personen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er noch mit 55 Jahren zur Wehrmacht einberufen. Nach dem Krieg nahm er seine Schneidertätigkeit wieder auf. Mit 66 Jahren wurde Heinrich Griese zum Bürgermeister des Amtes Bilstein gewählt. Dieses Amt hatte er fünf Jahre inne. Im Jahre 1965 übergab Heinrich Griese seine Maßschneiderei an seinen Sohn, den Schneidermeister Heinz Griese. (Text: Walter Stupperich)

 

Zu sehen ist dieses historische Bügeleisen im Museum der Stadt Lennestadt
am Sonntag, dem 04. März 2012, von 14 -17 Uhr.
Auch während der wöchentlichen Öffnungszeiten ist das Exponat zu besichtigen, und zwar dienstags von 9 -12 u. 14 -16 Uhr und donnerstags von 9 -12 u. 14 -18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist frei.