Exponat des Monats

März 2013

„Rasierhobel“, ca. 100 Jahre alt

Mancher Mann wird das gute Stück schon in der Hand gehabt haben, das vom Museum der Stadt Lennestadt jetzt als „Exponat des Monats“ vorgestellte Objekt. Es handelt sich dabei um einen der ältesten deutschen Rasierapparate, einen sogenannten Rasierhobel. Dieser wohl 100 Jahre alte Rasierhobel ist eine Schenkung von Frau Marilie Bakenecker aus Attendorn-Ennest, früher wohnhaft in Grevenbrück, an den Heimat- und Verkehrsverein Grevenbrück


© Museum der Stadt Lennestadt

Ein Rasierhobel ist ein Rasierer zur Nassrasur. Bei der Hobelrasur wird eine Rasierklinge verwendet, die nur ein wenig aus dem Hobel herausragt, um größere Schnittverletzungen zu vermeiden. Deshalb wird der Rasierhobel in Abgrenzung zum Rasiermesser auch als Sicherheitsrasierer bezeichnet. Die Hobelrasur war die vorherrschende Rasurmethode in den großen Industriestaaten vom Ersten Weltkrieg bis in die 1970er Jahre.

Vor der Erfindung des Rasierhobels war die Messerrasur die am weitesten verbreitete Rasurmethode. Diese war mit relativ viel Aufwand verbunden, weshalb es viele Männer vorzogen, sich beim Barbier oder Herrenfriseur rasieren zu lassen. Erfinder arbeiteten deshalb frühzeitig an einer einfachen, sicheren und kostengünstigen Alternative. Die ersten Rasierhobel kamen 1874 in Großbritannien auf den Markt und wurden kurze Zeit später auch in anderen europäischen und nordamerikanischen Ländern verkauft. Das Design orientierte sich dabei am Schreinerhobel. Zunächst wurden Keilklingen verwendet, die aus Bruchstücken von Messerklingen gewonnen wurden. Keilhobel wie von der Firma Mulcuto mussten somit noch fast wie Rasiermesser gehandhabt und gepflegt werden und wurden bis in die 1940er Jahre hergestellt.

Der vorgestellte Rasierhobel wurde hergestellt von der Firma Mulcuto aus Solingen. Es handelt sich dabei um einen „7 Tage-Klingen-Set“. Zu diesem Set gehört zunächst einmal der eigentliche Rasierhobel, der ungewöhnlich groß ist. Für diesen Hobel ist ein Satz mit 7 Klingen vorgesehen. Für jeden Wochentag ist eine besondere Klinge bestimmt; die Klingen sind alle mit einem Wochentag gekennzeichnet und ruhen in dem Aufbewahrungskästchen in einem dafür vorgesehen kleinen Schlitz. Leider fehlen bei dem vorhandenen Set drei Klingen. Die sehr steifen dreieckigen Klingen werden mit dem Bügel in die bogenförmige Halterung des Hobels eingeklemmt. Mit zwei Schrauben am Kopfende des Hobels kann man die Schnittstärke einstellen. Ebenfalls zum Rasierset gehört ein Haltegriff zum Abledern bzw. Schärfen der Klingen. Die zu schärfende Klinge wurde in diesen Haltegriff eingeklemmt. Dieses Klingenschärfen geschah an dem ebenfalls zum Rasierset gehörenden Lederriemen, dem sogenannten „Strop“. Das Ganze ist zweckmäßig in einer kleinen von außen mit Leder bezogenen und innen mit rotem Samt gefütterten Holzschatulle verpackt. Diese Schatulle ist mit dem Schriftzug „Mulcuto Solingen“ versehen.

Das Mulcuto-Werk Solingen preist in einer alten Zeitungsanzeige (zur Verfügung gestellt von „Herr Zopf’s Friseurmuseum“ in Neu-Ulm) sein Produkt wie folgt an: „Der beste Rasier-Apparat der Welt – wird überall verlangt und ist ein lohnender, erstklassiger Verkaufs-Artikel. Fegt jeden Bartwuchs weg! Verletzungen unmöglich. Quälerei mit stumpfen und kratzenden Klingen ausgeschlossen!“ Das Mulcuto-Werk bezeichnet sich in dieser Anzeige als „Bedeutendste Spezialfabrik für hohlgeschliffene Rasierapparate“.

Dieser seinerzeit sicher hervorragende Rasierhobel stammt aus dem Nachlass von Josef Becker, genannt „Beckers Vater“, aus Lennestadt-Grevenbrück. Seine Tochter, Frau Marilie Bekenecker, weiß über den Rasierhobel zu berichten: „Unser Vater hat den Rasierapparat ständig benutzt. Im letzten Weltkrieg hat der Apparat ihn während des ganzen Frankreich-Feldzuges ständig begleitet“. Text: Walter Stupperich

Zu sehen ist dieses Beispiel für die Bartpflege unserer Väter und Urgroßväter im Museum der Stadt Lennestadt am Sonntag, dem 03. März 2013, von 14 – 17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 – 12 und 14 – 16 Uhr sowie donnerstags von 9 – 12 und 14 – 18 Uhr geöffnet.
An diesen Tagen kann neben der Dauerausstellung auch noch die Fotoausstellung „Zeitenwende“ besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.