Exponat des Monats

April 2013


Anschauungsmittel zur Verkehrserziehung in den 1950er Jahren

Es sind nicht immer nur außergewöhnliche und sehr alte Exponate, die das Museum der Stadt Lennestadt jeden Monat an dieser Stelle vorstellen will. Auch die „jungen“ Exponate, die gerade mal etwas mehr als 50 Jahre alt sind, sollen hin und wieder präsentiert werden. Diese Exponate sind für viele Mitbürger bereits Zeugen aus einer früheren Welt. Ein sehr schönes Zeugnis aus den ersten Nachkriegsjahren stellt das Museum der Stadt Lennestadt heute als „Exponat des Monats April“ vor. Es handelt sich dabei um einen Verkehrserziehungskasten, der seinerzeit als Unterrichtsmittel in der Grundschule Lennestadt-Langenei Verwendung gefunden und bei der Schließung dieser Schule im Jahre 2010 seinen Weg ins Museum gefunden hat.


Foto:  © Museum der Stadt Lennestadt

Der vorgestellte Verkehrserziehungskasten ist ausgerüstet mit diversen Miniaturfahrzeugen und -personen, wie einem Bus, einer Straßenbahn, einem Feuerwehrauto, einem LKW, zwei VW-Käfer, einem Trecker, einem Pferdefuhrwerk, einem Motorrad  und einem Motorrad mit Beiwagen, einem Radfahrer, einem Passanten und einem Polizisten. Ferner gehören zu dem Unterrichtsmittel drei Fahrtrichtungsanzeigen und 11 Verkehrsschilder. Das Besondere an diesem Unterrichtsmittel ist aber ein dazugehörender Verkehrspolizist, der gegenüber den anderen Fahrzeugen bzw. Personen überproportional groß ist. Diese Figur ist mit einem Uhrwerk zum Aufziehen versehen. Wenn das Uhrwerk eingeschaltet ist, dreht sich der Polizist und hebt bzw. senkt den rechten Arm. Er steht auf einem farbanzeigenden Sockel aus starkem Blech. Dieser Verkehrspolizist trägt unter dem Uhrwerk die Aufschrift „Flic 4520, Schuco Patent“. Ferner ist auf der Unterseite angegeben „Made in US-Zone, Germany“. Diese Figur besteht aus Blech – im Gegensatz zu den übrigen Figuren, die aus Plastik sind. Der „Flic 4520“ ist eine echte Rarität und wird auf dem Sammlermarkt weltweit gesucht. Alle Teile dieses Verkehrserziehungskastens sind auf der Unterseite mit Magneten versehen und können daher leicht und ordentlich in dem Kasten untergebracht werden, da dieser einen Metallboden besitzt.

Verkehrserziehung ist in fast allen deutschen Bundesländern als ein eigenes Unterrichtsfach in den Lehrplänen verankert. Innerhalb dieser Lerneinheiten werden die für Kinder relevanten Verkehrsregeln theoretisch als auch praktisch vermittelt. Oft umfasst dies auch ein Training unter Mitwirkung der örtlichen Polizei. Der Begriff „Verkehrserziehung“ bezeichnet die pädagogischen Einwirkungen auf Kinder und Jugendliche mit dem Ziel, sie beim Aufbau von angemessenen Einstellungen und Verhaltensweisen im Straßenverkehr zu unterstützen.

In Deutschland bestimmt bereits im Jahr 1902 der damalige Regierungspräsident von Arnsberg, dass „die Schulen im Unterricht über die Unfallursachen zu belehren und die Eltern zu sorgfältiger Beaufsichtigung der kleinen, unvernünftigen Kinder anzuhalten hätten“. Im Jahr 1906 folgte ein verkehrspädagogisch orientierter Erlass des preußischen Ministers der geistlichen Angelegenheiten: „Die Fürsorge für die Schuljugend lässt es geboten erscheinen, sie auf Gefahren hinzuweisen, welche mit der unvorsichtigen oder beabsichtigten Annäherung an Automobilfahrzeuge, die sich in Fahrt befinden, verbunden ist.“ Im Jahr 1909 setzte der Reichstag das „Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen“ in Kraft. Das erste Ziel der Verkehrserziehung war das Lernen von Verkehrsregeln. Im Jahr 1930 wurde die schulische Verkehrserziehung durch den preußischen Kultusminister institutionalisiert. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Verkehrserziehung ein fester Bestandteil der schulischen Erziehung und Bildung und somit auch eine Aufgabe für Lehrer/innen aller Schulformen und -stufen.

Auch in den 1950er Jahren, in denen der motorisierte Straßenverkehr stark zunahm, war vorrangiges Ziel der Verkehrserziehung die Anpassung der Kinder an den Straßenverkehr: „Das Kind sollte zu einem Menschen erzogen werden,….der von sich aus die Ordnung liebt und sucht … und sich deshalb auch in ein Ordnungsgefüge, wie es die Straßenverkehrsgesetzgebung darstellt, willig eingliedert.“ In diesen 1950er Jahren wurde sicherlich der hier präsentierte Verkehrserziehungskasten von der Grundschule Langenei für den Verkehrserziehungsunterricht angeschafft. (Text: Walter Stupperich)

Zu sehen ist dieses Unterrichtsmittel für die Verkehrserziehung der Schulkinder der ersten Nachkriegsjahre im Museum der Stadt Lennestadt am Sonntag, dem 07. April 2013, von 14 -17 Uhr.

An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -18 Uhr geöffnet
Der Eintritt ist frei.