Exponat des Monats

Juni 2013

Stola des Paters Oswald Linn aus dem Jahre 1938

 

Zum Gedenken an die Priesterweihe des Pater Oswald Linn aus Oedingen, die in diesem Monat vor 75 Jahren erfolgte, stellt das Museum der Stadt Lennestadt als „Exponat des Monats Juni“ einen Andenkenrahmen vor, der an dieses Ereignis erinnert.

Die Andenken an die Priesterweihe befinden sich in einem verglasten und gerahmten Schmuckkasten, der eine Größe von 43 x 33 cm und eine Tiefe von 60 mm besitzt. Das Kästchen ist ausgeschlagen mit Seidenstoff. In diesem Kästchen befindet sich eine Seidenstola des jungen Priesters, die in Form einer Schleife gebunden ist. Die beiden Enden der Stola durchziehen den weißen Seidenblumenkranz, den P. Linn bei seiner Priesterweihe trug. Die Stolaenden sind mit feinen Goldbrokatfäden versehen. Auf der linken Seite der Stola sind in feinster Seidenmalerei ein Kelch mit Hostie sowie ein Lilienstrauß eingewirkt. Das rechte Ende der Stola zeigt ein von einer Dornenkrone umgebenes Kreuz mit brennendem Herzen sowie ein Gebetbuch und einen Lilienstrauß. Zwischen den beiden Enden der Stola befindet sich ein Druck, der folgende Aufschrift trägt: „Zum Andenken  an die Gnadentage meiner hl. Priesterweihe und Primiz. PATER OSWALD LINN. Franziskaner. Bahia (Brasilien) 11. und 12. Juni 1938“.

Pater Oswald Linn wurde am 27. Juli 1913 in Oedingen unter dem Namen Burchard Linn geboren. Er war der Sohn des Oberpostschaffners Joseph Linn (1876-1962) zu Oedingen und seiner Ehefrau Maria, geb. Luig. Mit 14 Jahren ging Burchard Linn als Schüler auf das Missionskolleg der Franziskaner in Bardel/Bad Bentheim. Seine Einkleidung als Novize erfolgte am 1. April 1932, er nahm dabei den Ordensnamen „Oswald“ an. Nach seiner ersten Profess am 16. April 1933 sandte ihn der Orden in das Missionsgebiet von Brasilien. Nach philosophisch-theologischen Studien in Olinda und Salvador wurde Oswald Linn am 11. Juni 1938 in Salvador de Bahia zum Priester geweiht. Einen Tag später feierte er dort auch seine Primiz. Im Herzen des Amazonas-Gebietes war Pater Oswald dann als Volksmissionar und Pfarrer tätig. Mit Beendigung des Zweiten Weltkrieges konnte Pater Oswald Linn dann nach 18 Jahren erstmals seine Heimat besuchen. Am 06. Mai 1951 feierte er in Oedingen seine Heimatprimiz. Wie sein Neffe Norbert Linn, Oberelspe, noch zu berichten weiß, war dieser Tag ein Fest für das ganze Dorf. Auf alten, vergilbten Fotos sieht man, wie ein endlos wirkender Zug von Gläubigen durch das fahnengeschmückte Oedingen vom Heimathaus zur Pfarrkirche zieht; vorab schreiten der Primiziant und sein alter Vater. Norbert Linn, der das vorgestellte Exponat dem Museum zur Verfügung gestellt hat, kann sich noch gut an seinen Onkel, den Pater Oswald, erinnern, wenn er mit ihm auf nachfolgenden Heimaturlauben durch die heimischen Berge streifte. Oft hat er ihm bei der hl. Messe als Ministrant gedient. Während seiner Heimaturlaube brachte sich Pater Oswald auch in der heimischen Kirche ein und half auch manchmal bei der Heuernte. Aber Norbert Linn weiß auch, dass Pater Oswald sich gerne eine dicke Brasil-Zigarre rauchte, die er sich aus Brasilien mitgebracht hatte.

 

Von 1967 bis 1972 übte Pater Oswald in seinem Missionsgebiet das Amt des stellv. Provinzoberen aus. Von 1972 bis 1973 leitete er als Interimsprovinzial die Ordensprovinz vom hl. Antonius. Seine letzte große Aufgabe an verantwortlicher Stelle war der Aufbau des neuen Hospitals in Olinda. Seine spezielle Aufgabe war hierbei die Ausstattung des neuen Krankhauses mit allen erforderlichen Geräten.

Nach mehreren Schlaganfällen und längerer Pflegezeit starb Pater Oswald am 13. Januar 1989 in Olinda und wurde am folgenden Tage auch dort zur letzten Ruhe gelegt.

Oliver Breiting aus Oedingen, der den Lebensweg von Pater Oswald erforschte, weiß noch zu berichten, dass ein Freund und langjähriger Begleiter bezeugt hat: „ Pater Oswald nahm die ihm aufgetragenen sehr unterschiedlichen Ämter und Aufgaben mit Einfühlungsvermögen, Sachkompetenz und sicherer Hand wahr. Sein Wirken war geprägt von seiner einfachen, volkstümlichen Art und von großer Brüderlichkeit gegenüber den Anderen. Besonders hatte er ein Herz für kranke und alte Mitbrüder. Die Ärmsten am Rande der Gesellschaft fanden in ihm stets einen hilfsbereiten Freund.“
(Text: Walter Stupperich)

Zu sehen ist dieses Andenken an einen heimischen Missionar im Museum der Stadt Lennestadt am Sonntag, dem 02. Juni 2013, von 14 -17 Uhr. An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -18 Uhr geöffnet.

Zu sehen ist an diesen Tagen auch die neue Sonderausstellung „Kapellen im Sauerland“. Der Eintritt ist frei.