Exponat des Monats

Dezember 2013

Wanderbuch aus dem Jahre 1856 mit einem Eintrag von Adolph Kolping

 

Aus Anlass der Wiederkehr des 200. Geburtstages von Adolph Kolping (1813-1865) am 8. Dezember d.J. stellt das Museum der Stadt Lennestadt zwei Raritäten vor, die mit den persönlichen Unterschriften von Kolping versehen sind. Da ist zunächst ein „Wanderbüchlein“ aus dem Jahre 1856 zu nennen. Des weiteren liegt eine „Aufnahms-Karte“ aus dem Jahre 1857 vor. Beide einzigartigen Dokumente aus der Zeit der Anfänge der katholischen Gesellenvereine, der späteren „Kolpingfamilien“, stellt die Kolpingsfamilie Elspe dem Museum als Leihgabe zur Verfügung.

Das Besondere an diesen Exponaten ist, dass sie beide die Unterschriften von Adolph Kolping tragen. Er war ein katholischer Priester, der sich insbesondere mit der Sozialen Frage auseinander setzte und der Begründer des weltumspannenden Kolpingwerkes wurde.

Das „Wanderbüchlein“ sowie die „Aufnahms-Karte“ sind ausgestellt auf den Namen von Franz Göckler aus Elspe. Beide Exponate sind heute Eigentum von Kolpingsbruder Josef Göckeler aus Elspe, dem Enkel des Wandergesellen Franz Göckler.

Das „Wanderbüchlein“ wurde am 7. September 1856 in Mainz ausgestellt „für das Mitglied des kath. Gesellen-Vereins Franz Göckler Schreiner aus Elspe“. Neben dieser Aufnahmebestätigung steht auf dem Titelblatt mittig der Segensspruch „Gott segne das ehrbare Handwerk!“. An den vier Ecken dieses Blattes sind die Grundlagen „eines braven Vereins-Mitgliedes“ angebracht: „Religion und Tugend“, „Arbeitsamkeit und Fleiß“, „Eintracht und Liebe“ sowie „Frohsinn und Scherz“. Die entgegengesetzte Titelseite trägt das Abbild des hl. Josefs mit dem Kinde Jesu. Im Inneren des Büchleins sind nach den „Denksprüchen“ das „Allgemeines Statut des Katholischen Gesellen-Vereins“ aufgeführt. Dann sind die „Pflichten eines braven Vereins-Mitgliedes“ auf vier Seiten festgehalten. Es folgen dann „Einige Wanderregeln für die Vereins-Mitglieder“ sowie eine „Liste der bestehenden katholischen Gesellen-Vereine“. Die nächsten Seiten stehen dann für Eintragungen offen, die Zeugnis abgeben über den Wandergesellen. Auf Seite 25 ist eine handschriftliche Eintragung von Adolph Kolping angebracht und von ihm auch persönlich unterschrieben. Es heißt hier: „Inhaber war hier seit September 1857 ein braves und tüchtiges Mitglied des Vereins und wird deshalb bestens empfohlen.“ Unterschrieben zu „Cöln den 10. März 1859, Kolping, Präses.“ Auf der Seite zuvor sind weitere sehr interessante Zeugnisse für den Schreiner Franz Göckler ausgestellt von den Gesellenvereinen Mainz, Koblenz, Köln und Düsseldorf. Anhand dieser Notizen kann der Weg des Wandergesellen Göckler in den Jahren 1857 bis 1859 genau nachverfolgt werden.

Neben diesem Wanderbüchlein wurde auch die Aufnahmekarte von „Franz Gökler als Mitglied des katholischen Gesellen-Vereines in Cöln“ vom 13. September 1857 dem Museum der Stadt Lennestadt von der Kolpingsfamilie Elspe zur Verfügung gestellt. Auch diese Aufnahmekarte trägt die eigenhändige Unterschrift von Adolph Kolping.

Die Mitgliedschaft in einem katholischen Gesellen-Verein war seinerzeit ausschließlich auf ledige männliche Handwerksgesellen beschränkt. Verheiratete oder Selbständige konnten kein Mitglied werden. Fabrikarbeitern, die ein Handwerk erlernt hatten, stand der Eintritt offen. Wer Mitglied werden wollte, musste sich einer mindestens halbjährigen Probezeit unterziehen. Als Mitgliedsausweis diente das Wanderbuch. So konnten die wandernden Gesellen auch am Vereinsleben anderenorts teilnehmen.

Am Kolping-Gedenktag, dem 4. Dezember, wird der 200. Geburtstag von Adolph Kolping von allen Kolpingsfamilien festlich begangen. Kolping wurde am 8.12.1813 in Kerpen bei Köln geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er auf Wunsch der Eltern das Schuhmacherhandwerk. Nach der Lehre und Gesellenprüfung ging er auf Wanderung und arbeitete von 1829 bis 1832 als Schuhmachergeselle in verschiedenen Orten des Rheinlandes. Kolping war entsetzt von den oft menschenunwürdigen Lebensbedingungen und Lebensweisen der meisten Handwerksgesellen, die er während seiner Wanderschaft kennen lernte. Darunter litt deren persönliche und soziale Entwicklung. Viele Gesellen gerieten dadurch zu einer Randgruppe der Gesellschaft und wurden gemieden von den etablierten Schichten der damaligen Gesellschaft. Nach einer möglicherweise durch diese Verhältnisse bedingte Krankheit fasste er den Entschluss, Priester zu werden. Adolph Kolping besuchte ein Gymnasium und bestand 1841 das Abitur. Danach studierte er in München, Bonn und Köln Theologie. Am 13. April 1845 wurde er in der Kölner Minoritenkirche zum Priester geweiht. Anschließend war er Kaplan und Religionslehrer in Elberfeld. 1849 kehrte Kolping als Domvikar zurück nach Köln und gründete dort am 6. Mai 1849 mit sieben Gesellen den Kölner Gesellenverein. Wie in Köln entstanden schnell auch in anderen Städten Gesellenvereine. Bis zu Kolpings Tod im Jahr 1865 waren es 418 Vereine mit 24.000 Mitgliedern. Im Jahr 1850 schlossen sich die Vereine Elberfeld, Köln und Düsseldorf zusammen und nannten sich ab 1851 „Katholischer Gesellenverein“. Dieser Verein sollte den wandernden Gesellen einen ähnlichen Halt geben, wie ihn nach Kolpings Überzeugung nur die Familie bieten konnte. Hier fand Kolping seine eigentliche Berufung. Da er selbst viele Jahre Geselle gewesen war, war er mit den Problemen vertraut. Daneben erwarb er sich als Publizist und Volksschriftsteller breite Anerkennung. Die Gesellenvereine wurden 1935 in „Kolpingwerk“ umbenannt. Mit seinen 450.000 Mitgliedern in 60 Ländern der Erde zählt das Kolpingwerk zu den großen Sozialwerken der Katholischen Kirche.

Der zunehmend von schweren Krankheiten heimgesuchte Kolping wurde 1862 Rektor der Minoritenkirche und wurde im gleichen Jahr von Papst Pius IX zum Päpstlichen Geheimkämmerer ernannt. Vier Tage vor Vollendung des 52. Lebensjahres starb Adolph Kolping am 4. Dezember 1865 in Köln. Im Jahre 1934 eröffnete der Erzbischof von Köln formell den Seligsprechungsprozess für Adolph Kolping. Am 27. Oktober 1991 wurde Kolping von Papst Johannes Paul II selig gesprochen. Der Heiligsprechungsprozess dauert an.

Die aus Anlass des 200. Geburtstages veröffentlichten seltenen Dokumente mit den persönlichen Unterschriften von Adolph Kolping sind im Museum der Stadt Lennestadt zu sehen am Sonntag, dem 01. Dezember 2013, von 14 -17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist frei.

(Text: Walter Stupperich)