Exponat des Monats

November 2015

Alte Acetylen-Grubenlampe – hergestellt in Oedingen und verwendet im Meggener Erzbergbau

Mit Beginn der dunklen Jahreszeit ist das monatliche Thema des Museums der Stadt Lennestadt dem „Licht“ gewidmet. Licht ist, wie Feuer, eines der bedeutendsten Phänomene aller Kulturen. Künstlich erzeugtes Licht aus Lampen ermöglicht dem Menschen heutzutage ein angenehmes und sicheres Leben auch bei terrestrischer Dunkelheit (Nacht) und in gedeckten Räumen (Höhlen, Gebäuden). Technisch wird die Funktionsgruppe, die Licht erzeugt, als Lampe oder Leuchtmittel bezeichnet. Eine ganz spezielle Lampe stellt das Museum heute als „Exponat des Monats November“ vor: eine Grubenlampe, die im heutigen Lennestadt (Fa. Stöcker, Oedingen) hergestellt und auch in Lennestadt (Fa. Sachtleben, Meggen) als Lichtspender diente. Die starke Gebrauchsspuren aufweisende Grubenlampe, Geschenk eines Lennestädter Bürgers an das Museum, war früher in der Grube Sachtleben eingesetzt.

Die im Bergbau angewandten Leuchtmittel werden vom Bergmann als „Geleucht“ bezeichnet. Das tragbare Geleucht des Bergmannes weist seit dem Beginn des untertägigen Bergbaus in der Urzeit bis zum heutigen Tage eine technische Entwicklungsgeschichte auf, die sich in einer Vielzahl verschiedenster Lampentypen niederschlägt. Die Zeit bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts war geprägt durch einfachste Leuchtmittel mit offener Flamme und geringer Lichtausbeute (Kienspan, Kerze, Öl-Lampe).

Mit der Einführung der Acetylen- (oder Karbid-) Lampen um 1900 hatte der Bergmann dann erstmals ein ausreichend helles und einfach zu handhabendes Geleucht zur Verfügung. Die Funktionsweise der Acetylen-Lampe beruht auf der chemischen Umsetzung von Calciumkarbid und Wasser zu Acetylengas. Vor einer engen Düse der Lampe verbrennt das Acetylengas mit heller, nicht rußender Flamme.

Der Aufbau der Lampe hat sich seit ihrer Einführung bis heute nicht wesentlich geändert. Ein massiver Lampentopf, der das Karbid aufnimmt, lässt sich mit einem darüber platzierten Wasserbehälter gasdicht verbinden. Über ein verstellbares Ventil tropft Wasser in den Karbidtopf, wo es zur vorhin beschriebenen Reaktion kommt. Das Acetylengas entweicht durch einen seitlich angebrachten Brenner mit keramischer Düse.

Die Acetylen-Lampe war bis weit in die 1960er Jahre die nahezug uneingeschränkte tragbare Lichtquelle in den schlagwetterfreien Gruben Mitteleuropas. Heute ist diese Lampe aus den Bergbauen Mitteleuropas fast vollständig durch das elektrische Geleucht verdrängt.

Bei der jetzt vom Museum präsentierten Grubenlampe handelt es sich um eine Acetylen-Handlampe, Modell „Glück Auf“ aus Eisen, mit Seitenbrenner und Reflektor sowie Bügel-Schraubverschluss. Sie wurde zwischen 1912 und ca. 1935 von der Metallwarenfabrik Heinrich Stöcker in Oedingen (heute Stadtteil von Lennestadt) hergestellt.

Diese Metallwarenfabrik in Oedingen zählt wohl zu den ältesten Acetylen-Grubenlampen-Produzenten Deutschlands. Bekannt ist eine Produktion ab 1902. Die ersten eigenen Modelle der „Glück-auf“-Lampe wurden 1907 bzw. 1909 auf den Markt gebracht. Der Firmengründer Heinrich Stöcker stammte aus dem Raum Welschen Ennest und ließ sich Mitte des 19. Jahrhunderts als Schmiedemeister in Oedingen nieder. Der 1853 begonnene Bergbau in Meggen führte zu einem wirtschaftlichen Aufschwung der Region und zum Zustrom von Menschen, die im Bergbau arbeiteten. Dieses war vermutlich die Ursache für die Gründung der „metallverarbeitenden Firma Heinrich Stöcker“ im Jahr 1867. Zunächst wurden wahrscheinlich nur Eisenwaren für den Haushalt und die Landwirtschaft hergestellt. Der Sohn des Firmengründers, Heinrich Stöcker jr., richtete seine Produktion um 1900 verstärkt auf Grubenlampen sowie Hand- und Sturmlaternen aus. Seine Produkte verkaufte er nicht nur innerhalb Deutschlands, auch innerhalb Europas und sogar Südamerikas fanden seine Produkte großen Anklang. Anfang der 1960er Jahre stellte die Firma Stöcker die Lampenproduktion ein, da die Karbidlampe im Bergbau in zunehmendem Maße durch elektrisches Licht verdrängt wurde.

Zu sehen ist diese über 100 Jahre alte Grubenlampe, hergestellt und eingesetzt im heutigen Lennestadt, im Alten Amtshaus des Museums der Stadt Lennestadt am Sonntag, dem 01. November 2015, von 14 -17 Uhr. An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt im Alten Amtshaus ist frei.