Juni 2017
Jeder benutzt es und doch redet man nicht gerne darüber: das Klo, die Toilette. Doch so still, wie es um das Örtchen geworden ist, war es nicht immer so. Zu manchen Zeiten war der öffentliche Toilettengang sogar ein gesellschaftliches Ereignis. Ein besonderes Exponat einer Toilette konnte jetzt das Museum in seinen Fundus aufnehmen: einen Toilettenstuhl, der sicherlich weit über 100 Jahre alt sein wird. Er ist eine Schenkung an den Heimat- und Verkehrsverein Grevenbrück.
Der Umgang mit Toiletten wird bestimmt durch den gesellschaftlich geprägten Umgang mit dem eigenen Körper. Die körperliche Verrichtung ist eine intime Handlung. Bei der Benutzung von Sanitärgegenständen gibt es ein hohes Niveau von Gewohnheit und Vertrautheit. Doch „austreten“ mussten die Menschen schon immer.
Die nomadisierenden Völker gruben abseits ihrer Zelte ein Loch in die Erde, schütteten es zu – und fertig! Darüber berichtet schon die Bibel im Alten Testament. Im Laufe der Zeit wurden die Völker sesshaft, die Siedlungen wurden größer und das Loch wurde zur Grube. Diese musste später befestigt werden, um Stürze in die Grube zu verhindern. Hier kann man vom Beginn der Toilette als Objekt sprechen. Schon vor über 2000 Jahren vor Chr. gab es in ver-schiedenen Ländern bereits wassergespülte Toiletten. Im alten Rom wurden öffentliche Toiletten vom Staat betrieben. Die Latrinen waren öffentliche Anlagen mit mehreren Sitzen in einem Raum. Unter den Sitzen führte eine Wasserrinne den Inhalt direkt in einen großen Abwasserkanal. Nach dem Zerfall des Römischen Reiches geriet das Wissen über die sanitären Anlagen in Vergessenheit. Für die Körperhygiene war nicht viel Zeit: man entleerte sich dort, wo es gerade nötig war. Im Jahr 1596 erfand der Engländer Sir John Harrington das Wasserklosett, seine Erfindung geriet aber wieder in Vergessenheit. Es kam zu einem hohen Grad an Seuchen und Krankheiten. In England wurden 1848 erste Gesundheitsgesetze erlas-sen. Es folgten weitere, die die Errichtung sanitärer Anlage in allen Neubauten zur Pflicht machte. Diesem Vorbild folgten auch andere europäische Staaten. Es wurden Benutzungsregeln aufgestellt und die vermehrte Einführung der öffentlichen Toiletten war ein weiterer Schritt zur „Privatisierung“ der Notdurft. In Deutschland wurde die erste Toilette mit Wasserspülung 1860 im Schloss Ehrenburg installiert. Ende des 19. Jahrhunderts baute man in den Wohnhäusern sogenannte Etagenklos. Auf dem Lande gab es dagegen das „Klohäuschen“, das neben dem Wohnhaus stand. Vorteil dieses Häuschen war es, dass der Geruch nicht in die Wohnung kam.
Der vom Museum jetzt vorgestellte Toilettenstuhl wurde sicher vor 1900 gebaut. In dieser Zeit, als sich in der Regel die Toiletten noch außerhalb der Wohnung oder gar des Hauses befanden, wurde dieser Stuhl dazu benutzt, den Stuhlgang in den eigenen vier Wänden zu verrichten. Solche Toilettenstühle standen meist in größeren Privathäusern oder in großen Bauernhäusern. Wie die meisten der damals in Gebrauch befindlichen Toilettenstühle, so bestand auch dieser Stuhl aus einem geschlossenen Kasten. Zum Öffnen wurde der Deckel hochgehoben, gleichzeitig hob man damit die durch Scharniere mit dem Deckel verbundene Frontplatte hoch. Der Toilettensitz konnte mit einem Holzdeckel zugedeckt werden. Unter dem Sitz befand sich dann ein Emaille- oder Steinguttopf, welcher die Fäkalien auffing. Auf der Rückseite des Toilettenstuhls konnte durch das Öffnen einer Klappe dieser Topf heraus-geholt und geleert werden. Der ganz aus Holz hergestellte Toilettenstuhl ist 88 cm hoch, 59 cm breit und 46 cm tief. – Heutzutage werden solche Toilettenstühle aus Metall oder Kunst-stoff hergestellt und häufig bei der Pflege älterer oder gehbehinderter Menschen gebraucht. Dem historischen Toilettenstuhl nachempfunden ist die mobile Toilette, das sogenannte „Di-xi-Klo“. Dieses ist seit den 1970er Jahren überall in der Öffentlichkeit anzutreffen, ob auf Baustellen oder öffentlichen Veranstaltungen.
Einen echten historischen Toilettenstuhl können Sie sehen im Museum der Stadt Lennestadt am Sonntag, den 04. Juni 2017, von 14 -17 Uhr. An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -17.30 Uhr geöffnet.
Der Eintritt in das Museum ist frei.
Text: Walter Stupperich
Foto: © Museum der Stadt Lennestadt