Exponat des Monats

Oktober 2017

Ein Puppen- oder Kleinkinderbett aus der Zeit um 1900

„Leben im Bett. Lesen, Essen, Wanzen jagen“ – unter diesem Titel wird seit dem 3. September 2017 eine Wanderausstellung des LWL-Museumsamtes für Westfalen bis zum 23. Oktober 2017 im Museumsbahnhof in Grevenbrück gezeigt. Das Museum der Stadt Lennestadt schließt sich diesem Thema an und präsentiert im „Alten Amtshaus“ ein entsprechendes „Exponat des Monats Oktober“. Es handelt sich bei diesem Exponat um ein Bettgestell aus Metall, das Andreas Lübke aus Kirchveischede dem Museum als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat.
Der Begriff „Bett“ bezeichnet ein Möbelstück, das in erster Linie dem Schlafen, Liegen oder Ruhen dient. Es gibt verschiedene Bezeichnungen und Synonyme für das Möbelstück. Sie zeigen die Bedeutung des Bettes im Leben des Menschen. So gibt es Entbindungsbetten, Kinderbetten, Ehebetten und Prunkbetten. Andere Bezeichnungen dagegen sind mit schwierigen Lebenssituationen verbunden, wie beispielsweise: Notbett, Krankenlager, Siechbett und Sterbebett.
Von der Geburt bis zum Tod ist das Bett auch ein Lebensraum für Menschen. Mehr als ein Drittel seines Lebens verbringt der Mensch im Bett. Menschen nutzen es auf unterschiedliche Art, manchmal freiwillig und manchmal nicht. Menschen werden oft in einem Bett geboren, Kinder spielen und lernen dort, Erwachsene lieben und arbeiten im Bett. Im Bett erleben Menschen Höhen und Tiefen des Lebens. Ein Bett ist auch ein Ort, an dem Menschen aufeinandertreffen. Vor allem Paaren bietet es einen Raum für das Zusammenleben. Ein Bett kann daher ein Ort von Liebe und Sexualität sein. Es ist aber nicht nur ein Ort von Ruhe und Erholung, sondern auch ein Ort von Krankheit und Leiden.
Seit es Menschen gibt, besteht auch das Bedürfnis, seinen Schlafplatz angenehm zu gestalten. Das Bett in seiner heutigen Form ist keine Erfindung eines einzelnen Menschen, sondern ein Jahrtausende alter entwicklungsgeschichtlicher Prozess. Obwohl es bereits im alten Ägypten und später auch bei den Griechen und Römern kunstvoll verzierte Liegen gab, die nicht nur zum Schlafen, sondern auch als Liege bei Tisch verwendet wurden, so waren Betten für die breite Masse der Bevölkerung zunächst Luxus. Bis zum 12. Jahrhundert schlief man auf dem Boden auf einfachen Lagern aus Laub- oder Strohsäcken oder später auch auf einfachen Matratzen. Ein eigenes Bett benutzten damals nur ganz vornehme Leute, das einfache Volk musste sich das Lager mit mehreren Personen teilen. Im 16. Jahrhundert kamen dann wandfeste Schlafstätten auf. Diese aus Holz gezimmerten Bettkästen wurden in das Haus eingebaut. Sie waren entweder nur an einer Seite offen oder auch zum Teil von beiden Seiten zugänglich. Im 18. Jahrhundert verschwanden dann nach und nach diese Betten, die Einzel- oder Doppelbetten kamen in Mode. Sie bestanden nun aus einfachen Materialien wie Eisen oder Holz und wurden nach und nach für jedermann erschwinglich. Durch die einsetzende Industrialisierung war es dann möglich, Betten in großer Zahl preiswert herzustellen. Heute sind Maßbetten längst Standard, sodass auch sehr große oder gewichtige Menschen angenehmen schlafen können.
Das vom Museum in diesem Monat präsentierte Bett ist ein Metallbettchen in den Maßen 60x35x35 cm. Aufgrund von seitlichen Aufhängevorrichtungen sind die vier Bettseiten zusammenklappbar. Unter den vier Bettpfosten befinden sich kleine Rädchen. Das Bettchen ist somit leicht zu transportieren und zu bewegen.
Wahrscheinlich stammt das Metallbettchen aus der Zeit um 1900 und war entweder ein Puppen- oder Kleinkinderbett. Die Verwendung von Bettgestellen aus Metall ist bisher kaum erforscht. Im 19. Jahrhundert wendete man sich mit zunehmendem Anspruch auf Hygiene und Sauberkeit von der alten Bettkultur ab. Die aus Holz bestehenden reich verzierten Betten der letzten Jahrhunderte wurden vom Metallbett abgelöst. Sie wurden zum Verkaufsschlager vor allem, weil es Wanzen und Läusen keinen Unterschlupf mehr bot. Zunehmend wurden sie daher auch in Krankenhäusern oder Arbeitersiedlungen eingesetzt. Diese Art von Bettgestellen hatten entscheidende Vorteile: sie waren preiswert, haltbar, leicht zu bewegen und zu reinigen, man konnte sie sogar mit Wasser abspritzen. In der heutigen Zeit sind Metallbetten in Privathaushalten allerdings eine Seltenheit. Sie haben mehr oder weniger einen ausnahmehaften, extravaganten Touch.
Zu sehen ist dieses kleine Metallbett, das sicherlich über 100 Jahre alt ist, im Museum der Stadt Lennestadt am Sonntag, den 01. Oktober 2017, von 14 -17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -17.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt in das Museum ist frei.

Text: Walter Stupperich
Foto: Museum der Stadt Lennestadt