Allgemein

September 2013

 

Ein über 80 Jahre altes Epidiaskop der Firma Carl Simons & Co., Düsseldorf, stellt das Museum der Stadt Lennestadt als „Exponat des Monats September“ vor. Dieses Projektionsgerät stammt aus dem Grevenbrücker „Deli-Kino“ und wurde hauptsächlich zu Werbeeinblendungen vor Filmbeginn benutzt.

 

Epidiaskope sind Projektoren, die sowohl als Auflichtprojektoren (Episkope) als auch als Durchlichtprojektoren (das heißt als Diaprojektoren) eingesetzt werden können.

Dieser Projektor der Marke „Triplex“ konnte also sowohl für die Projektion von Bildern und Texten als auch für die Projektion von Dias auf eine Kinoleinwand benutzt werden. Das Gerät steht auf einem Holzrahmen. Seitlich an dem Gehäuse sind zwei Türen angebracht, die mittig eine kleine runde Glasscheibe zur Kontrolle der zwei im Inneren angebrachten Glühbirnen besitzen. Die zwei großen Glühbirnen sind noch original. Mit zwei separaten Schaltern können sie ein/aus geschaltet werden. Die Glühbirnen sowie die dazugehörigen Hohlspiegel sind verstellbar. Oben auf dem Projektor ist vorn ein Luftkamin zum Entweichen der durch die Glühbirnen entstehenden Wärme angebracht. Hinter diesem Kamin befindet sich in einem Schacht das Objektiv für die Projektion von Bildern und Texten auf die Leinwand. Leider fehlt der zu diesem Objektiv gehörende Umlenkungsspiegel. Unterhalb des Projektionsgerätes befindet sich eine Hebevorrichtung, mit der die Werbeseiten oder die darzustellenden Texte an das Objektiv zum Zwecke der Projektion herangedrückt werden. Das Gerät hat eine Breite von 85 cm, eine Höhe von 55 cm, eine Tiefe von 26 cm und wurde vom Museum vor einigen Jahren käuflich erworben.

Zum Einsatz kam dieses Epidiaskop im „Deli-Kino“ Deutsche Lichtspiele in Grevenbrück. Erbaut wurde das Lichtspieltheater im Jahre 1934 von dem Hotelier Karl Dickgräve aus Grevenbrück an der damaligen Provinzialstraße, der heutigen Siegener Straße. Dickgräve beauftragte mit dem Bau des Gebäudes das seinerzeit renommierte Architektenbüro Alfons Nehaus und Hanns Rüttgers aus Düsseldorf. Bevor er aber die Baugenehmigung bekommen sollte, hatte er große Schwierigkeiten zu überwinden. Das Bauvorhaben des Karl Dickgräve rief energischen Protest bei Karl Thurian aus Altenhundem hervor. Thurian betrieb seit 1928 das Lichtspielhaus in Altenhundem. Am 19. Januar 1934 hatte dieser bereits einen Antrag an den Gemeindevorsteher Kleine gerichtet, in Förde „unterhalb der Wirtschaft Frz. Belcke“ ein Kino errichten zu dürfen. Dieses Gesuch wurde aber von Seiten der Gemeinde abgelehnt. Als Thurian dann aber erfuhr, dass Karl Dickgräve einen Antrag auf Genehmigung zur Errichtung eines Lichtspieltheaters in Grevenbrück gestellt hatte, protestierte er in etlichen Briefen an den Bürgermeister des Amtes Bilstein (Stadtarchiv Lennestadt Nr. A 2104) sehr energisch. Er wies darauf hin, dass er mit Dickgräve geplant habe, das Kino gemeinsam zu betreiben. Thurian schreibt deshalb, Dickgräve  „…hat mich also in verwerflichster Art und Weise nicht nur stehts hinter das Licht geführt sondern auch noch belogen.“

Karl Dickgräve begründete seinen Antrag auf Errichtung eines Kinos u.a. damit, dass sein Hotelbetrieb fast vollständig ruhe und die Einnahmen aus der Gastwirtschaft infolge der Arbeitslosigkeit sehr erheblich zurückgegangen seien. Er schreibt weiter, „das Wiederaufbauprogramm unseres Führers sieht vor, die Landbevölkerung auch teilnehmen zu lassen am Kulturleben“. Sehr positiv wirkte sich sicherlich auch eine Stellungnahme des Landrats Dr. Evers vom 3. März 1934 an den Bürgermeister Dr. Schaub aus. Er bittet schließlich aus etlichen in diesem Brief genannten Gründen, „die Errichtung des Kinos in Grevenbrück, welches als Zentralpunkt der dort zusammentreffenden Täler der Elspe, Lenne, Veischede und Repe“ zu unterstützen

Karl Dickgräve erhielt schließlich am 30.7.1934 die Genehmigung zu Errichtung eines Kinotheaters. Im August 1934 wurde der von dem Baugeschäft Nebeling & Feldmann aus Olpe durchgeführte Bau fertig gestellt und sofort in Betrieb genommen. Das neue Kino war mit 383 Hochpolster-Klappsitzen und zwei Bildwerfern ausgestattet. Interessant ist, dass der Ortspolizeibehörde ein ständiger Freiplatz zum Besuch des Theaters zur Verfügung gestellt werden musste.

Nach dem Tod von Karl Dickgräve im Jahre 1962 kauften die Inhaber des Lichtspielhauses Altenhundem, die Herren Reinhard Poller und Horst Schön, das Grevenbrücker Kino. Im Jahre 1969 nahmen sie einen Umbau vor. Die Kassenhalle wurde in einen Verkaufsraum umgewandelt und Schaufenster kamen an die Außenfront des Gebäudes. Nach dem Tod von Reinhard Poller im Jahre 1974 wurde der Kinobetrieb von seiner Ehefrau Jutta gemeinsam mit Horst Schön betrieben. Nicht zuletzt durch die starke Konkurrenz des Fernsehens schloss das Deli-Theater in Grevenbrück um 1983 seine Pforten.

 

Zu sehen ist dieser Projektor aus den ersten Tagen des Kinos im Museum der Stadt Lennestadt am Sonntag, dem 01. September 2013, von 14 -17 Uhr. An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.