Exponat des Monats

September 2015

Alte Einkochgläser

„Im Sommer geht es ans Eingemachte!“ – Der Trend ist da: Die Bundesbürger lassen sich gerne Früchte schmecken, die in der Region gewachsen sind. Und sie entdecken das Einmachen und Einkochen wieder. Dieser zunehmende Trend zum Einkochen wird unter anderem vom Wunsch nach biologisch einwandfreien Lebensmitteln und dem neuen Interesse am „Selbermachen“ verursacht. Das Museum der Stadt Lennestadt greift diesen neuen Trend auf und stellt als „Exponat des Monats September“ die unterschiedlichsten Einkochgläser und den höchst interessanten Deckeln mit den verschiedenartigsten Eindrucken bzw. den Markenzeichen der Herstellerfirmen vor. Die präsentierten Gläser sowie die zum Einkochen erforderlichen Gummiringe und Druckklammern sind Leihgaben von Frau Liesel Steffen aus Oberelspe und Frau Sabine Ebenhardt aus Bad Berleburg. Beide Frauen sind leidenschaftliche Sammlerinnen dieser alten Einkochgläser.

Die Blütezeit des Einkochens war von Beginn des Ersten Weltkrieges bis in die 1960er Jahre. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges kochten ca. 90 Prozent aller deutschen Haushalte Obst, Gemüse, Fleisch und andere Lebensmittel ein. Seit Tiefkühltruhen und –fächer in den Haushalten weit verbreitet sind, hat Tiefkühlen das Einkochen weitgehend abgelöst. Das jetzt wieder aufkommende Interesse am Einmachen ist aber anders als früher kein unverzichtbarer Bestandteil der Ernährung mehr.


Das Einmachen bzw. Einkochen ist eine physikalische Methode, Lebensmittel durch Erhitzen und Luftabschluss zu konservieren. Beim Einkochen wird das zu konservierende Gut gekocht und heiß abgefüllt. Die Nahrungsmittel sind dann jederzeit gebrauchsfertig vorrätig. Kühl und dunkel gelagert, bleibt Eingekochtes keimfrei für mehrere Monate bis Jahre haltbar.

Neben den Gläsern mit Deckeln und Gummiringen war zum Einmachen ein Einkochtopf mit Thermometer erforderlich. Die gefüllten Gläser wurden auf einen Einsatz zu mehreren in diesen Topf gestellt. Zunächst diente dieser Einsatz auch zum Festhalten der Glasdeckel, die durch eingehängte Federklammern auf die Gläser gedrückt wurden. Da die Gläser aber bis zum völligen Abkühlen auf diesem Einsatz verbleiben mussten, und dieser erst dann wieder verwendet werden konnte, ging man bald dazu über, jedes Glas mit einer eigenen Klammer zu verschließen.

Die verschiedensten Bedürfnisse der Küche führten im Laufe der Zeit zur Konstruktion unterschiedlichster Gläsergrößen und Glasformen, je nach dem gewünschten oder gewollten Zweck. Durch die Form von Deckel und Rand entwickelten sich dann verschiedene Glastypen, wie das Flachrandglas, das Massivrandglas, das Rillenglas und das Rundrandglas. Es gab Gläser mit weiten und mit engen Öffnungen. Dann musste die Hausfrau wählen zwischen der zylindrischen (normalen) Form mit oder ohne Wulst und der konischen Form. Es kam hier ganz auf das eingemachte Gut an. So ließ sich der Inhalt der Gläser mit konischer Form leichter stürzen als bei den normalen Gläsern. Die gebräuchlichsten Größen waren das ½-Liter-Glas, das 1-Liter-Glas und das 1 ½-Liter Glas. Heutzutage sind allerdings Schraubgläser eine gern genutzte Glasart zum Einmachen von Marmelade und Konfitüre, da sie sich nach erstmaligem Öffnen leicht wieder verschließen lassen.

Ursprünglich war das Einkochen von Denis Papin erfunden worden, der schon um 1700 Experimente mit der Konservierung von Gelees und Kochfleisch machte. In den 1880er Jahren entwickelte der Gelsenkirchener Chemiker Rudolf Rempel Gläser, deren Ränder glatt geschliffen waren und die mit Gummiringen verschlossen wurden. Diese Erfindung ließ er sich 1892 patentieren. Zu seinen ersten Kunden gehörte Johann Carl Weck, der nach Rempels Tod 1893 das Patent und das Alleinvertriebsrecht an seinen Gläsern und Geräten erwarb. Mit dem Kaufmann Georg van Eyck gründete er 1900 die Firma J. Weck u. Co. Die sich daraufhin rasch im gesamten deutschen Sprachraum ausbreitende Wortschöpfung „einwecken“ ist also auf den Namen „Weck“ zurückzuführen.

Neben der Firma Weck traten bald weitere Hersteller von Einmachgläsern auf den Markt. So liegen dem Museum Einmachgläser und –deckel, zum Teil mit herrlichen Markenzeichen und Ornamenten versehen, von damals bekannten Firmen vor, wie z. B. Gerrix, Rex, Ruhrglas, Reichsglas, Kieffer, Norma, Trebam, Glasruhm und andere.

Zu sehen sind diese originellen und zum Teil über 100 Jahre alten Einmachgläser und -deckel samt Zubehör im Alten Amtshaus des Museums der Stadt Lennestadt am Sonntag, dem 06. September 2015, von 14 -17 Uhr.
An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt im Alten Amtshaus ist frei.

Text: Walter Stupperich