März 2016
Eine Kardiermaschine für Wolle, davor zwei alte Handkarden
„Von der Wolle zur Socke“ – Unter diesem Motto steht am Sonntag, dem 06. März 2016 von 14 – 17 Uhr der Aktionstag des Museums der Stadt Lennestadt in Grevenbrück. Aufgrund dieses Aktionstages wählte das Museum ein zu diesem Thema passendes „Exponat des Monats März“, und zwar eine „Kardiermaschine“, eine Leihgabe von Inge Knappstein aus Theten. Zum Vergleich dazu wird auch eine „Handkarde“gezeigt, eine Leihgabe des Heimatvereins Grevenbrück.
Wer seine Garne selber spinnen möchte, muss die Rohwolle vorher kardieren. Zuvor ist die Rohwolle allerdings erst zu waschen, damit sie entfettet und halbwegs sauber ist. Aber trotz des Waschens, das auch schon eine halbe Wissenschaft ist, bleiben immer noch Fremdkörper wie Stroh, Holz, Blättchen oder Dornen in der Wolle hängen, und zum Teil ist die Wolle auch verfilzt. In diesem Zustand ist die Wolle nur schlecht zu spinnen, sie muss also kardiert werden. Man nimmt dazu ein Paar Handkarden oder eine Kardiermaschine.
Foto: Museum der Stadt Lennestadt
Die Karde ist ein ideales Gerät, um Wollvliese zu säubern und zu kämmen. Das Wort „Karde“ stammt von dem lateinischen Wort „Carduus“ ab und heißt Distel. Vor über 6000 Jahren begannen die Menschen, die Wolle mit Handspindeln zu verspinnen. Hierzu musste die Wolle gekämmt und gereinigt werden. Dazu benutzten sie getrocknete Disteln. Das war eine mühevolle Arbeit. Wir haben es heute leichter und können Karden oder Handkarden zum Säubern und Kämmen der Wolle benutzen.
Die Handkarde besteht in der Regel aus einem stabilen Griff und einem rechteckigen aber leicht gebogenen Holzbrett, das mit Leder bezogen ist. Hierauf sind viele kleine, ca. 1 cm lange Drahthäkchen befestigt. Sie stehen dicht an dicht und sind alle in eine Richtung gebogen. Die Größe der Handkarde ist durchschnittlich 22 x 30 cm. – Handkarden benutzt man paarweise. Beim Kardieren zupft man etwas Wolle aus der Rohwolle heraus und verteilt diese auf eine Handkarde. Mit der zweiten Handkarde kämmt man nun die Wolle auf der ersten Karde. Dabei werden zum einen Fasern von der 1. auf die 2. Karde gezupft, zum anderen werden die Fasern in einer Richtung ausgerichtet. Dabei entfernt man auch die Fremdkörper, und Verfilzungen lösen sich. Es gibt die Handkarden auch in unterschiedlich dichter Benadelung. Je dichter die Benadelung, umso besser kann man auch feinere Wolle wie Alpaka, Angora o.ä. kardieren. Allerdings sind Handkarden eher für kleinere Mengen Wolle geeignet.
Bei Kardiermaschinen besteht das gleiche Prinzip des Kardierens. Solch eine Maschine, die es in völlig unterschiedlichen Größen gibt, besteht aus zwei Walzen, auf denen die ca 1 cm langen Häkchen befestigt sind, eine große und eine kleine Walze. Die Walzen sind durch Antriebsriemen mit der Handkurbel verbunden. Die vorbereitete Wolle wird vor die kleine Walze gelegt. Durch Drehen der Handkurbel wird die Wolle nun auf die große Walze gezogen und dabei kardiert. Bei diesem Vorgang fliegt der in der Wolle noch vorhandene Dreck heraus. Man kann nun die Wolle so lange kardieren bis sie ganz auf der großen Walze ist und dort glatt anliegt. Dann fährt man mit einem langen schmalen Gegenstand an der Stelle unter die so kardierte Wolle auf der großen Walze, wo die Naht zwischen dem Nadelband ist. Man hebt dann die Wolle vorsichtig in einem Stück aus den Nadeln der großen Walze. Sollte die Wolle jetzt noch nicht genügend gereinigt sein, wiederholt man den gleichen Vorgang ein- oder zweimal.
Wird die Wolle ausreichend kardiert, ist sie sauber und weitgehend fettfrei. Nun kann sie gesponnen werden.
Die präsentierte Kardiermaschine ist in stetem Gebrauch, sie ist etwa 50 Jahre alt. Hergestellt wurde sie von der holländischen Spezialfirma Louet. Diese fertigt Kardiermaschinen in verschiedenen Größen an, auch elektrisch betriebene Kardiermaschinen werden produziert. Die Maschinen werden hergestellt in unterschiedlichen Breiten und in verschieden dichter Benadelung. Die vorgestellten zwei Handkarden sind sicherlich über 100 Jahre alt und weisen deutliche Gebrauchsspuren auf. Die Stiele wurden inzwischen erneuert.
Zu sehen sind diese beiden Geräte zum Kardieren der Wolle im Alten Amtshaus des Museums der Stadt Lennestadt am Sonntag, dem 06. März 2016, von 14 -17 Uhr. An diesem Aktionstag im Museum wird auf verschiedenen Spinnrädern Schafswolle zu Fäden verarbeitet. Auch der Vorgang des Kardierens wird gezeigt. Alle Handwerkerinnen geben interessierten Besuchern gerne Tipps oder laden zum Mitmachen ein. Im Untergeschoss des Museums werden Kaffee und Kuchen angeboten. An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt im Alten Amtshaus ist frei.
Text: Walter Stupperich