September 2017
Obst ist gesund, erfrischend und steht für viele Menschen als Synonym für Sommer, Sonne und Hochgenuss. Obst hält den Körper fit, ist gesund und das Beste daran: es schmeckt. Doch nur Obst, das Saison hat, schmeckt nach dem vollen Aroma. Wer auch im Winter nicht auf Himbeeren, Erdbeeren, Kirschen oder Äpfel verzichten will, kann sie einfach im Sommer verarbeiten. Eine Möglichkeit der Verarbeitung ist, das Obst erntefrisch zu Most, Wein oder Saft zu verarbeiten. Ein solches Verarbeitungsgerät zeigt jetzt in der Zeit der Obsternte das Museum der Stadt Lennestadt als „Exponat des Monats September“. Es ist eine alte Obstpresse, die über 80 Jahre alt ist, und dem Museum als Schenkung übergeben wurde.
Oft ist es so, dass in guten Erntejahren Unmengen an Obst zusammenkommen – und der Hobbygärtner steht vor der Frage, was er mit all den guten Früchten machen soll. Verfaulen lassen? Das wäre zu schade. Doch was tun mit unzähligen Marmeladengläsern? Also – eine Obstpresse muss her. Insbesondere hier im südlichen Teil Westfalen, hier im Sauerland, wurden Obstpressen häufiger genutzt als anderswo. Es gab sicher hier nicht mehr Obst als in anderen Landstrichen, aber wegen des kargen Bodens musste alles was wuchs, besser genutzt werden.
Das einfache Ausspressen von kleinen Mengen Beerenobst in Leinentüchern dürfte sicher früher wohl häufig praktiziert worden sein. Aber schon für mittlere bis größere Erntemengen brauchte man eine Presse, mit der man das Obst schnell und unkompliziert verarbeiten konnte. Sie war nicht dafür ausgelegt, täglich frische Säfte zu produzieren. Dieses wird heute mit Küchenmaschinen gemacht.
Die vom Museum vorgestellte Obstpresse ist eine Spindelpresse, wie man sie schon vor 100 Jahren kannte und auch in jedem Haushalt anzutreffen war. Sie hat eine Füllmenge von fünf Litern. Das Gehäuse besteht aus einem zylindrischen Behälter aus senkrecht stehenden hölzernen Leisten. Diese werden durch zwei Ringeisen, wie bei einem Holzfass, zusammengehalten. Allerdings befinden sich zwischen den Leisten schmale Fugen. Der Behälter steht auf einem dreibeinigen gusseisernen Ständer. Zwei seitlich eingeschraubte Rundeisen tragen auf einem Eisenbügel mittig die große Stahlspindel. Nach dem Einfüllen der Obstmaische wird durch eine oben auf liegende runde Platte durch das Drehen der Stahlspindel das Pressgut zerquetscht. Der Saft fließt dann durch die Fugen des Behälters in die darunter befindliche Auffangschale, die seitlich mit einer Ausgusstülle versehen ist. Hier kann der Saft dann aufgefangen werden.
Mit solch einer Obstpresse können sämtliche Arten von Beeren, Äpfeln, Birnen, Kirschen, Pflaumen etc. verarbeitet werden. Das geerntete Gut muss zunächst aussortiert werden, beziehungsweise werden angefaulte Stellen, etwa bei Äpfeln, herausgeschnitten. Danach wird das Obst gewaschen und zu Maische verarbeitet. Bei weichen Früchten, etwa bei Beeren, kann die Maische mit bloßen Händen hergestellt werden, indem die Früchte per Hand zerquetscht und gleich entsteint werden. Harte Früchte, wie etwa Äpfel, müssen erst zerkleinert werden, etwa mit einer Obstmühle. Die Maische wird dann in den Presskörper gefüllt, in den man aber vorher ein Presstuch, bestehend aus feinen Netzstoffen, gestülpt hat. Dieses Tuch ist notwendig, damit am Ende klarer Saft aus der Obstpresse herauskommt.
Die Obstpresse funktioniert nach dem Prinzip des Entsaftens oder des Kaltpressens. Hierbei gehen keine Vitamine durch eine etwaige Wärmeentwicklung verloren. So erklärt sich auch der gesundheitliche Nutzen eines Fruchtsaftes, der aus eigener Hand produziert wird.
Zu sehen ist diese alte Obstpresse im Museum der Stadt Lennestadt am Sonntag, den 03. September 2017, von 14 -17 Uhr. An Werktagen ist das Museum dienstags von 9 -12 und 14 -16 Uhr sowie donnerstags von 9 -12 und 14 -17.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt in das Museum ist frei.
Text: Walter Stupperich
Foto: Museum der Stadt Lennestadt